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die Augustiner
26.12.2015
10:49 Uhr
     
Aus der Weihnachtspredigt im Augustinum:

... Da ist Gott konkret geworden, da ist er zur Welt gekommen,
unangepasst und unpassend,
unbeliebt - und, ach, alle liebend.
 
Abendrot
26.12.2015
00:06 Uhr
     
Ist das nicht ein bisschen schwierig? Diese Predigten zu einem sehr gemischten Fest? Oft eher etwas seicht?
Dann die unweigerliche Politisierung der Lukasgeschichte. Was ist, wenn Lukas ihn größer machen wollte, denn wenn die Hirten und die Tiere auf dem Feld ihn zuerst wahrnehmen und er zwischen Tieren geboren wird, ist er dann nicht, was er ist: Schöpfungsgott? Mit Kometen und Himmlischen Heerscharen?
Eine Ausnahmepredigt habe ich gespeichert, weil sie sich davon ganz loslöst und das Bild verwendet zu einer Predigt über einen verlorenen Sohn:
http://www.predigtpreis.de/nc/predigtdatenbank/predigt/article/predigt-ueb er-ich-sah-in-der-krippe.html
Man darf ihn nicht politisieren, weil das zum Atheismus führen kann, denn politisch hat er keine Macht. In Verbindung zur Schöpfung aber hat er alle Macht.
 
tg
25.12.2015
17:45 Uhr
     
hat einer einen Satz aus einer Weihnachtspredigt behalten?  
LichteRehe
22.12.2015
16:03 Uhr
     
Schön geschrieben, Menke. Vielmehr macht es mir Sorgen, wenn eine Substanz verloren geht, wieder eine, wenn ein von Joseph Campbell und von Frazers "Der Goldene Zweig" beeinflusster George Lucas verkauft (2012), und das Opus substanzlos weiter geht mit Fans, die sich Lichtschwerter (oder sowas ähnliches) kaufen. Wenn Substanz primär auch gar nicht erkannt wird, wenn es nur noch um Hype und Action geht und zu Weihnachten dazu passend das LEGO-Set. Wenn die Verpackung gigantisch ist und der Inhalt eine armselige substanzlose Kopie. Wenn ein Weihnachtsmarkt großartig ist, man aber keine Krippenfigur mehr auf ihm kaufen kann. Wenn zu viele Menschen ahnungslos Opfer einer grotesken Verseichtung werden, die ihnen spätestens mit 40 zu schaffen machen wird. Wenn man innerlich in eine Art Widerstand dazu gerät und merkt, dass das leer wird, gigantisch, groß, in manchen Staaten mir Mammutgebäuden, aber armselig. Wenn jeder einen Computer hat (gut zwar), aber wenige eine Bibel. Wenn Gedichte zu Feiertagen themengebündelt (meist mit Liebe) herausgegeben werden, die Autoren jedoch in den Hintergrund treten. Wenn dementsprechend JournalistInnen zunehmend Schreibfehler machen. Und groteske Grammatikschwächen darbieten können. Ja, und wenn das zu wenig bemerkt wird. Aber zurück zu dem ohnehin verkannten Opus: Da es Jugendfreigabe hat, muss man es messen an zum Beispiel "Der kleine Lord" mit Alec Guiness, einem früheren Weihnachtsfilm. Und der hat keine große Verpackung, sondern einen Inhalt. Derselbe Schauspieler hat die Rolle von Obi-Wan gespielt. Und dieser Guiness, der war weise. Sein Gesicht war großartig. Man muss es neben die schlecht rasierte Visage von Brad Pitt setzen, dann seufzt man leise. Die Weisen sterben aus, dieses Jahr Helmut Schmidt und Hellmuth Karasek. Also bleibt man dann folgerichtig so langsam mit Jesus allein zurück. Und muss ihn fragen. Und er würde sagen, das Schlimmste sei aber Verachtung. Er darf nie in das eigene Horn tönen, denn dann ist er nicht mehr authentisch. Die Verachtung würde er förmlich in die Säue treiben und dann vielleicht einen Rat wissen.
"und doch: wenn dich ein Feiger fragte, so schwelgtest du in Schweigsamkeit." Rilke
 
Menke
22.12.2015
14:27 Uhr
     
Wo sind Deine Gedanken?

Erlebst Du Weihnachten wie immer im Jahreskreis, oder denkst Du vieleicht nur daran?
Nicht weil alles plötzlich in Dir hochkommt, nein weil Gewissen in Dir jetzt besonders gefragt ist.
Weil nicht Armut im Stall, dich beschäftigt, wo doch periodisch im Jahreskreis alles so abläuft, nein weil Du aus der Klitzerwelt der Weihnachtsmärkte und Geschenke herauskommen willst.
Spricht deine Umgebung zu Dir, sind Gedanken auch im Spiel, oder brauchst Du das alles nicht, weil die Stimme gottes Dich im innersten berüht hat.
Das hat nichts mit Weihnachten, oder anderen Festen von Menschen erdacht zu tun, sondern mit Dir ganz allein.
 
LichteRehe
21.12.2015
20:06 Uhr
     
Danke, TG, für die Gedanken. Flirren? Oh, wo sind die tanzenden Schneeflocken?
In dem Vermarktungsspektakel, das wir gerade beobachten und erleben, fehlt genau das, was am ehesten noch mit Jesus zu tun hatte: Yoda. Yoda und Obi Wan Kenobi, diese beiden. In Wirklichkeit gehen sie über Jesus zeitlich hinaus, haben mit der indischen Urweisheit zu tun. Yoda ist gleichzeitig Kind und erwachsen wie Jesus in fast allen großen Krippenbildern. Yoda ist wie Jesus vollkommen unorthodox, wie auch seine Sprache. Was würde er zu Jesus sagen? Vermutlich: Weise du geworden bist. Das Element, das am meisten zu tun mit Weihnachten, fehlt. Der fehlplazierteste Kinostart aller Zeiten. Ich fürchte, dass Weihnachten, das zweifelsohne als Fest von Geschenken profitiert, langsam zu einem Marktereignis verkommen könnte. Wenn dann die Leute so viel davon gefressen haben, dass sie kotzen möchten (frei nach Max Liebermann), können zwei unterschiedliche Dinge passieren: Eine Auflösung und Leere oder eine Rückwendung, die schöner wäre.
Wir wollten ein wenig sparen dieses Jahr und diskutierten: Kein Baum? Auf keinen Fall. Lieber weniger essen oder weniger Geschenke. Baum mit Krippe drunter. Wenn ich das Vermarktungsspektakel betrachte, hat das was von einem Überlebensinstinkt.
Was wir von Jesus kopieren sollten, um am ehesten etwas von ihm zu haben: Sein Unorthodoxes. Das Richtige gemessen an der Vernunft machen, nicht gemessen an der Konvention. Musterbeispiel: Kranke am Sabbath heilen. Weiteres Musterbeispiel: In einem Stall geboren werden. Hat er das bestimmt? Selbstverständlich.
Bin ich wie er? Wenn, dann zufällig gelegentlich. In seine Haut schlüpfen? Undenkbar. Ihn an den Esstisch laden? Natürlich. Im Gespräch imaginieren? Brillante Erfahrung. Sein Gesicht? Nicht vorstellbar - zu oft gemalt. Am ehesten wie in der Pietà von Michelangelo.
Wenn man das öfter macht, ist er da. Überall. Deshalb hat Maria M. ihn in einem Gärtner gesehen.
"Oft, wenn ich dich in Sinnen sehe, verteilt sich deine Allgestalt. Du bist wie lauter lichte Rehe, und ich bin dunkel und bin Wald." Rilke.
 
tg
20.12.2015
18:10 Uhr
     
Es ist ein Flirren in der Welt: Weihnachten hat was

Nicht wir machen das Fest gut, sondern das Fest macht uns gut. Was ist denn die Substanz? Sie ist mehr als Rührung über alle Kinder dieser Welt. Natürlich ist ein Neugeborenes grundsätzlich schon pure Verheißung. Das nackte Lebendigsein und Bedürftigsein, in die Mitte gestellt, regt Lieben und Erbarmen an. Bei Jesus kommt zum kargen Anfang im Stall am Ende der Galgen dazu. Der Held ist ein Antiheld, Gewaltlosigkeit ist besser als Siegen. Sein Auferstehen aus dem Tod dann bürgt dafür, daß der Schöpfer aller Dinge den Tod einverleibt in die Entwicklung zum Heilwerden der Welt.

Auf den Krippenbildern von Rembrandt strahlt nur das Gesichtchen des Kindes in der Krippe. Aber dieses Leuchten springt auf die Profile der Umherstehenden und gestaltet sie zu Antlitzen. Freudenglut ergießt sich auf die um die Krippe Versammelten. Die ersten Zeugen des Jesus sagen diese Botschaft weiter, mächtig schwillt der Strom des Glaubens an: Auch wir sind gesiegelt mit dem Zeichen "gottgehörig", du geliebt, gebraucht!
Natürlich bleiben wir allermeist unter Jesu Christi Niveau. Was im Namen Gottes durch sogenannte christliche Völker in den Jahrhunderten an Metzeleien geschah, läßt manchen seine private Religion auf stillen Seitenpfaden suchen - leider auch meist ohne Erfolg.

Die Auferstehung von den Toten ist auf dem Markt der Hoffnungen die stärkste Währung (Rolf Biermann). Auf dem Markt der Frömmigkeit gibt es nichts Besseres als die Nachfolge des Jesus Christus: Dich macht nicht Macht, Geld, Sex-Appeal leuchtend, sondern die edle Verwandtschaft mit Gott. Du bist wunderbar. Wenn Du es nur wüßtest. Schau es dem Jesus ab.
Dann könntest Du in Deiner Angst bestehen und brauchtest sie nicht abzuwälzen, was die Angst wieder noch größer macht. Du wunderbar, denk gut von Dir. Selbstbewußt schau dem Nächsten ins Antlitz; schenkst Du ihm Deine Achtung, dann läßt er das Verachten.

Zu Weihnachten mach ein, zwei Menschen schön durch Dein Wahrnehmen. Du bist Bote des Kindes.
 
JM
19.12.2015
20:13 Uhr
     
Abendrot, einfach passend in dieser hektischen und unruhigen Zeit. Wunderbare Musik um diesen 4. Advent ausklingen zu lassen. Lädt zum Träumen ein. Welch ein Kontrast zu dieser unruhigen Weihnachstzeit. Ruhig werden, auf das Wesentliche konzentrieren und alles andere für den Moment nicht an sich heranlassen.

Das Ave Maria von Schubert - einfach hervorragend - nicht nur zur Weihnachtszeit. Ich benutze dieses Lied gerne als einen Teil im Totenbeten, welches ich in unserer Gemeinde ab und an abhalte. Nachdenkliche und ruhige 3-4 Minuten, sich an den Verstorbenen zu erinnern und gemeinsame Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Wird auch sehr oft von den Angehörigen gewünscht.

Zu Beginn des Jahres gab es einen Todesfall, welcher in meiner Familie bis heute nicht verarbeitet ist. Nach dem Totenbeten spielte die KJG /Katholische Junge Gemeinde) wo der Verstorbene sehr aktiv war folgendes Lied:

https://www.youtube.com/watch?v=KC9_0MXzcOw

Ein emotional sehr ergreifender Moment - bis heute.

Danke, Abendrot, für diesen Link. Den Weihnachtsgrüßen schließe ich mich an - Gottes Segen und Gesundheit für das kommende Jahr.
 
Abendrot
19.12.2015
19:51 Uhr
     
Bezaubernd. Zum Genießen in Bild und Ton:
https://www.youtube.com/watch?v=bXDpl98oUhw

Vorzeitig: Ein frohes Weihnachtsfest!
 
Abendrot
16.12.2015
20:19 Uhr
     
Tja. So kann man mit dieser Entwicklung ohne Not ein Versprechen nicht nur brechen, sondern umkehren ins Gegenteil: Das der Steuersenkung. Man hat also eine Rechtfertigung für das Nichteinhalten dieses Wahlversprechens. Das ist an sich kein Kreuz zum Tragen, sondern kaiserlicher Betrug am Volk auf höchstem Niveau. Einige nicht sicher systemrelevante Firmen kann man so auch retten, wie zum Beispiel die Maritim-Kette. Meistens nord- und mitteldeutsche Perlen in Gegenden mit schwindendem Tourismus, Harz beispielsweise. Mutti ist auf Erhalt von Marodem aus. Erhalt kann langfristig nicht mit Tricks funktionieren, denn Panta Rhei.  
JM
16.12.2015
18:08 Uhr
     
Ich habe mit einigen Priestern oftmals über das gerade verlesene Evangelium gesprochen. Bei vielen Texten äußerte ich den Wunsch, das ich mir bei der Auslegung des Textes die Klarheit wünschte, wie sie Jesus in vielen Gesprächen an den Tag gelegt hat. Das heißt, den Text nicht so lange zu drehen und umzuwälzen bis er mir und anderen Besucher des Gottesdienstes passt. Nein, unverfälscht Gottes Wort weiterzugeben. Das erfordert Mut und Selbstbewusstsein. Aber ich kann das dem Mainstreem angepasste nicht mehr hören. Gottes Wort hat gestern, heute und morgen immer die gleiche Aussage. Aber das passt uns nicht immer. Beispiele: das 5-te Gebot, das 6-te Gebot und gerade auch das 1-te Gebot. Woran ich da denke? Abtreibung, Sterbehilfe, Scheidung, die Anbetung von Göttern im Sport und Film usw, usw. Wenn wir Menschen nur diese 3 Gebote ernstnehmen würden - was wäre es für eine schöne Welt. Gerade die Poitik macht durch ihre teilweise seltsamen Gesetze, die Familie und die Menschlichkeit kaputt. Ich habe heute morgen einen Bericht aus Griechenland gesehen - es gibt Momente, da kommen einem die Tränen. Leiden müssen immer diejenigen, welche sich nicht wehren können. Wenn das das ach tolle Europa sein soll, dann sollten wir es sofort aufgeben und zum Alten zrückkehren. Was Sie von Frau Merkel schreiben, ja wenn ich zu der oberen Schicht gehöre, dann wäre ihr mein Applaus auch sicher gewesen. Aber ich gehöre nicht dazu. In unserer Kleinstadt werden im kommenden Jahr die Gewerbesteuer, die Grundbesitzabgaben, sowie Grundsteuer A und B erhöht. Ich habe kein Gewerbe, kein Haus und kein Grundbesitz und bin trotzdem von allen Erhöhungen betroffen. Warum? Der Vermieter legt die Erhöhungen auf den Mieter um, der Gewerbetreibende schlägt die Erhöhung auf den Stundenlohn um. Was mir trotzdem Mut macht? Die Aussagen Jesu, beispielsweise: " Ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt". Oder aber:" Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach".  
Abendrot
16.12.2015
10:16 Uhr
     
JM, vielen Dank. Es tut gut, wenn man sich mit solchem Anliegen zwar als Minorität weiß, aber nicht allein.
Es ist schizoid, wenn die Kirchen einerseits den Islam relativ kritikfrei unterstützen und hiermit die Unterdrückung der Frau, während sie sich für ihre eigenen Ehefrauen und Mütter nicht genug eingesetzt haben. Meisner lag hier vollkommen richtig, nur hat er es ungeschickt ausgedrückt. Man kann aneinanderreihen, aber nicht vergleichen.
Den Holocaust kann man zahlenmäßig mit nichts vergleichen, in der Motivgebung allenfalls mit der gezielten Vernichtung von z.B. Tutsi (wobei die Franzosen angeblich tatenlos wissend zusahen) oder den Yesiden, wo alle europäischen Nationen apathisch geglotzt haben.
Ich las gestern Abend ein Interview mit Lord Weidenfeld, welches sich in der "Welt" finden lässt. Empfehlenswert.
Den Kirchen muss man empfehlen, ab und zu in Dingen, die entscheidend sind und sie mehr angehen als den Kaiser, der Politik den Vogel zu zeigen. In der Politik finden sich eine Menge Karrieristen, denen ihr eigenes Hemd näher ist als die Jacke von uns anderen, wie man beim Parteitag der CDU beobachten konnte. Wie Schulkinder, brav. Und eine Zeitung schreibt daraufhin, wir hätten wieder eine(n) Führer(in). Halleluja.
 
JM
16.12.2015
09:00 Uhr
     
Liebe/er Abendrot

Das, was Sie schreiben macht mich sehr nachdenklich und bringt mir einige eigenen Erinnerungen zurück. In der Not allein gelassen von Gemeinde, Land und Staat, aber auch einigen der sogenannten Freunde. Hilfe und Kraft bekam ich und meine Familie dadurch, dass wir in unserer Familie einen "wahnsinnigen" Zusammenhalt hatten und haben. Leider wird Familie immer weniger gelebt, gewollt von Staat, Gesellschaft und Unternehmen. Aber, und das möchte ich ausdrücklich betonen, ohne unserem Glauben und der festen Überzeugung, dass es einen gerechten Gott gibt, wären wir aus den Krisen nicht so glimpflich herausgekommen. Danke für ihre Zeilen - ich kann mich, so glaube ich jedenfalls, einigermaßen in Sie hineinversetzen.
Selten habe ich mich von einem Text so angesprochen gefühlt. Was Sie schreiben über die Mütter, Rentner, der katholischen Kirche (welcher ich zugehöre), Familie und unserer Kanzlerin - Abendrot - ein ganz großes DANKE!!
Das sind für mich Texte, klar und deutlich, ohne dem Mainstreem hinterherzulaufen. Für mich LEBENSMUT pur.
 
Abendrot
16.12.2015
08:37 Uhr
     
Das, wo am meisten Verzeihen nötig gewesen wäre, hatte ich ihm schon lange verziehen, aber unserem Land werde ich das nie verzeihen. Ich sehe noch die ratlosen Gesichter der Sozioginnenpfeifen, als sie mir das Papier 'rüberschoben und ich sagte, dass ich es aber haben will. Man muss es ja nicht ausdrücken wie Kardinal Meisner, aber in diesem Land macht man es sich einfach zu leicht damit und lässt beschädigte Frauen zurück. In Frankreich oder England, wo die familiären Strukturen deutlich intakter sind, macht man es sich nicht so leicht damit. Es hat unsere Beziehung von Anfang an belastet. Ich bin primär eine Mutter. Es ist das im Leben, was mir am meisten bedeutet und woraus ich auch am meisten gemacht habe. Alles andere ist relativ unbedeutend dagegen, sowohl Karriere als auch Sex. Ein Land, in dem Mütter allein stehen, ohne signifikante Unterstützung und ohne großen Stellenwert, wo Mütter nur als verlorenes Humankapital für die Industrien betrachtet werden oder als verloren gegangene Rentenzahler, hat seinen moralischen und ethischen Kern zum zweiten Mal verloren (nach dem Massenmord an ganzen Familien) und wird sich auch nicht regenerieren, wenn es sich für einen Haufen unausgebildeter Männer aufopfert. So ein Land, in dem auf Kirchen auch schon mal geprügelt wird, besonders auf den katholischen Part, hat moralisch keine brillante Perspektive und hat sich schon hinreichend geoutet: Als Fußballnation mit Kanzlerin in Spielerkabinen. Es hieß ja dann Schlaand. Fußschland wäre angebracht.
Er jedenfalls wurde im Himmel schon erwartet von seinem ersten Kind.
 
Abendrot
15.12.2015
17:31 Uhr
     
Geht nicht. Programmfehler, Schrift versetzt sich. Später. Danke. Hat gut getan. Sollte auch spontan sein, wenn man versucht, jemanden zu zeichnen und die scharfen Kanten weglässt, die Gott weggewischt hat, der große Meister der Retusche. Mein Mann trug selbst zu der Retuschierung bei, indem er sich pauschal für alles entschuldigte. Hätte ich genauso machen können.  
tg
14.12.2015
20:16 Uhr
     
weiter, bitte-  
Abendrot
14.12.2015
19:51 Uhr
     
Ja.
So hat er die größte, soll heißen, schönste und herrlichste Ausstellung meines Lebens nicht erlebt: Die Monet-Retrospektive 2010 im Grand Palais, ein Juwel an Ausstellungskunst, ein Geniestreich. Eine Anreihung des Lichts, das der Maler erarbeitet hatte und eine Biographie. "Lasst mich im Hotel und geht allein", bat er, wir brachten ihm den Katalog mit. So reiste er noch ein wenig mit, ging sogar durch den Garten in Giverny, aber nicht mehr durch die Kathedrale von Canterbury. Er setzte sich nur in die Bank nahe dem Ausgang. Daher gebe ich schon lange allein die Juwelen an unsere Kinder weiter.
Dieser Monet, der blind noch Seerosen malen konnte, ist für mich der Beethoven der Kunst. Im Grand Palais hatten sie seine Studien der Westfassade der Kathedrale von Rouen und seine Heuschober in Reihe gehängt, und sie hatten ein ganzes Zimmer für des Malers erste Frau Camille. Ich versuchte, meinen Mann zu motivieren, mit einem Rollstuhl mitzukommen, aber den wollte er nicht. Er lehnte es ab, in einem Rollstuhl herumgefahren zu werden. Sein Stolz überragte seine Liebe zur Kunst um einiges. Das finde ich schade.
Als es ihm schon sehr schlecht ging, waren wir in einem Hotel, in dem ein Zitherspieler die Melodie aus "Der dritte Mann" und weitere Highlights spielte. Ich sah ihn das genießen und bat ihn, mit mir zu tanzen, und das machte er. Die Hotelgäste, die seine Limitation bemerkten, lächelten. Außerdem waren wir die Einzigen, die tanzten. Das war unser letzter Tanz. Er liebte immer die Szene, wo der blinde Al Pacino in "Der Duft der Frauen" mit einer jungen Dame tanzt. Durch die Einschränkungen erinnerte das etwas daran. Aber Lambada ging nicht mehr. Früher haben wir Lambada getanzt, selbst gelehrt, stümperhaft, aber passioniert.
Bevor er starb, sagte er, er habe ein herrliches Leben gehabt, gute Kinder, gute Frauen, gute Kollegen und besonders schöne Reisen. Er hatte seine Krankheit da schon übersprungen.
Es stimmt: Er hatte sechs gute Frauen, alle intelligent, manchmal zwei gleichzeitig. Die Eifersucht hat er mitgenommen. Sie ist ein an sich überflüssiges Ding des Lebens. Wir entwickeln uns.
 
Rolf Weckerle
14.12.2015
19:31 Uhr
     
Im Licht und Kraft Losungskalender hat tg heute den Kommentar geschrieben- tröstlich.
Für mich der Kern (Zitat tg):
Schön, dass Gott uns sieht als "Kind Gottes, das geliebt ist und gebraucht wird".
Ach würden wir uns darauf einlassen: Gott sieht das Herz an, Gott kennt uns! Nur das ist wichtig. Wie könnten wir fröhlich durchs Leben gehen (Zitat Ende).
Na also los durch den Advent und die Feiertage: fröhlich und dankbar sein!
 
tg
14.12.2015
16:46 Uhr
     
Für diese biographische Teilgabe lohnt sich doch "Lebensmut.de" schon.  
Abendrot
14.12.2015
08:58 Uhr
     
Wehmut entsteht auch, weil der Partner anders war. Dieser war sonniger als ich, auch, weil er weniger wusste. Er wusste genug, um das Leben zu bestehen und oft für die ganze Familie gut zu regeln. Aber er schaffte niemals, was ich fertigbrachte: Mich bei einem geladenen Abendessen mit einer Frau zerlegen, weil diese behauptete, Novalis und Angelus Silesius wären derselbe. Er sagte dann: "Ist doch egal." Heutzutage bin ich zynischer, denn ich würde sagen: "Ja, im Himmel sind die beiden derselbe." Denn im Prinzip waren sie jeweils eine Wiederkehr von Jesus, wie letztlich auch Rilke.
Jetzt fehlt das andere, die Reibungsfläche, der Gegner auch. Ich muss alles machen, auch die Finanzen, was ich nicht schätze. Die Luxuszeit, die ich übrig hatte, um nicht nur zu wissen, dass die beiden Dichter in verschiedenen Jahrhunderten gelebt hatten, sondern sie zu zitieren, wird nicht mehr da sein. Er war an so was nicht so interessiert, an den Zitaten aber schon. Eine meiner Erinnerungen zeigt mir unsere Nachtfahrt durch die Schluchten von La Palma, wir beide müde, und ich fing an, ihn mit Gedichten zu unterhalten, die ich auswendig kannte, damals noch ca. fünfzig, alle von Rilke, Heine oder Goethe. Das vergaß er nie. Deswegen verließ er mich nicht. Er war hundertprozentig überzeugt, dass er nie wieder eine Frau findet, die die Nacht mit Dichtung verkürzen kann. Ich ließ ihn in dem Glauben, weiß aber, dass Frauen recht lernfähig sind. Als ich seine Sachen aufräumte, fand ich in seiner nicht mehr benutzten Aktentasche ein Photo mit "Der Römische Brunnen" handschriftlich von mir. Mir war im Leben entgangen, dass er das Wesentliche an mir schätzte.
Das Wesentliche ist das und die Mutter, und das verschmilzt miteinander. Wenn ich zum Beispiel daran denke, wie die noch kleinen Kinder an einem Heiligabend "Von drauß' im Walde" mit glänzenden Augen vortrugen und er sich damit aussöhnte, dass Weihnachten manchmal recht teuer wurde.
Bevor er in Paris auf der Straße zusammenbrach und unsere schönsten Zeiten damit zu Ende waren mit einem Knall, war der Sohn lange krank und davor ich selbst. Man hat keine wirklichen Freunde. Die Leute dachten alle, wir hätten es gut, weil wir nicht arm waren. Manche brachten es gar fertig, uns um die schulischen Leistungen unserer Tochter zu beneiden. Wir hatten zwanzig brillante Jahre, alles in allem, aber die letzten dreizehn Jahre waren hart und teilweise verbracht in splendid isolation mit Ärzten und Psychologen. Unsere Freunde ahnen das nicht. Übrigens macht das gläubiger. Aber Er könnte mal damit aufhören. Ich hätte gern nochmal eine unbeschwerte Zeit ohne Krankheiten oder tote Hunde und Menschen. Es waren genug Steine im Weg.
 
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