Keitumer Predigten Traugott
Giesen Ostermontag 16. April 2001
Wir bleiben doch die wir werden
Uns ist das Frühlingserwachen ein BIld
für Auferstehung. Die Natur als Bild für Gottes Güte und
Verläßlichkeit. Es soll nicht aufhören, Sommer und Winter,
Frost und Hitze, Saat und Ernte, Tag und Nacht. Das wunderbare Versprechen
Gottes für seine Schöpfung, und im Frühling merken wir eben
immer wieder, dass dieses Versprechen eingehalten wird. Und vor allem in
den im Winter so dunklen Gebieten dieser Erde wird ja das Aufbrechen der
Sonne als tatsächlich neue Geburt gefeiert und verstanden. Und auch
in dieser Gegend haben die Vorfahren die Wiederkehr des Lichtes so
begrüßt, dass man gut verstehen kann, als die Christen noch die
Wahl hatten, auf welchen Tag sie die Geburt des Jesus legen sollten, weil
alle schriftlichen Aufzeichnungen verloren gegangen waren: da hat man den
1. Tag der aufsteigenden Sonne zum Geburtstag erklärt. Die Kehrseite
an diesem Frost und Hitze, Saat und Ernte, an diesem Kalender des
Ewigwiederkehrenden ist: nichts Neues unter der Sonne. Und das ist ja das
Bedrohliche: die Schlange, die sich in den Schwanz beisst, Zeit als
Endlosschleife, keine Entwicklung. Und doch ist der Frühling uns eine
seelenverwandte Zeit, manche lieben auch den Herbst, manche den Sommer, manche
den Winter, aber Frühling soll unserer Seele noch ein bißchen
verwandter sein. Über die Wiederkehr des Lichtes hinaus ist unsere Seele
voll Drang zum Neuanfang, und wir haben ja diesen Aufbruch, diesen Drang
nach Wachstum, und der ist eben im Wachsen des Baumes ansichtig und anschaubar,
der Baum, die aufbrechende Natur bildet unser innerstes Wünschen ab,
Knospen, Blüten, Samen, das leuchtende Bild: der wird sein wie ein Baum
gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,
und was er macht das gerät wohl (Ps. 1) Da allerdings nicht, weil er
so viel Frühling kriegt, sondern weh dem der nicht wandelt im Rat der
Gottlosen, noch sitzt er nicht, die Spötter sitzen sondern hat Lust
am Willen Gottes. Der Baum ist auch mit Wehmut verbunden, der Frühling
mit Wehmut, weil auf den Frühling irgendwann Sommer, Herbst und Winter
folgen. Die fallenden Blätter und der nächste Winter und der letzte
Winter kommt bestimmt. Doch unser Gefälltwerden - und dann kommt da
so ein windiger Trost bei raus: wir bleiben ja in unseren Kindern, oder "Tot
ist nur wer vergessen wird" (wieviel hätten wir denn dann auf dem Gewissen,
wenn das stimmt). Aber wir leben ja im Zuge, die Rettung wäre, man lebt
in Ägypten, da waren die Menschen dazu verurteilt, die Gegenwärtigen
sollten zu leben für die Toten, da waren die Lebenden dazu da, die Toten
zu mästen.
Aber wir sind anders dran: wir feiern die
Auferstehung Christi, und diese Auferstehung ist darum eine solche Sensation,
weil sie den Kreislauf der ewigen Wiederkehr aufreißt. Vorne Zukunft,
Weg, neuer Himmel, neue Erde. Auferstehung nicht Wiederbelebung eines Toten,
der dann doch sterben mütßte, letztendlich, sondern neue Kreatur,
neuer Körper, himmlisch, ganz anders, unvergleichlich. Paulus schreibt
an seine Gemeinde: "Es wird gesät in Armseligkeit, und wird auferstehen
in Kraft. Es wird gesät verweslich und wir auferstehen unverweslich.
Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. "
Eben es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein
geistlicher Leib. Fleisch und Blut jedenfalls können das Reich Gottes
nicht ererben, auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit.
Ich sage euch ein Geheimnis: wir werden verwandelt werden. Und das
plötzlich in einem Augenblick zur ZEit der letzten Posaune dann wird
das Verwesliche anziehen die Unverweslichkeit, und das Sterbliche wird anziehen
die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort des Propheten
Jesaja "Der Tod ist verschlungen vom Sieg". Gott aber sei Dank, der uns den
Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus. Das jubelt der Paulus. Und von
ihm haben wir den Text gekriegt für diesen Atem unverweslich Neues steht
uns bevor: neuer Himmel, neue Erde, sagt die Offenbarung des Johannes, also
das Gegenteil von hier, nicht die nahtlose Fortsetzung, die Wiederkehr des
Gleichen, sondern Sieg, neue Schöpfung. Deine Seele, dein Ich wird Fleisch
und Blut hier lassen, und du wirst unter Gottes Augen ein Neues.
Worin die Kontinuität besteht, von dem
Ich hier zu dem Ich dann, diese Idee einer unsterblichen Seele, ist ja nur
ein Bild dafür, daß Gott mich durchhält. Worin das Ich dann
besteht... das ist eben was dich und mich beseelt, das Gewolltsein vom
Ewiggültigen. Aber dieses Gewolltsein läßt sich eben nicht
in einen Präparierkasten legen. Ein schönes Wort von Martin Luther:
"Sobald die Augen sich schließen, wirst du auferweckt werden. Tausend
Jahre werden sein gleich wie wenn du ein halbes Stündlein geschlafen
hättest, ehe sich einer umsieht ist er ein schöner Engel." Das
Bild hat mehr Recht als die Zehntausend Beweise, dass es die Auferstehung
nicht gibt.
Ich glaube an die Auferstehung von den Toten
auch, weil ich Christus für gegenwärtig halte, ja auch deswegen,
weil die Lichtquelle für die Seele, dieser Piepton Gottes, dass er mich
liebhat, in mir ist, in dir ist. Der Auferstandene als leuchtender Planet
in unseren Herzen. In unseren besten Augenblicken erleben wir uns doch als
Flamme eines Göttlichen Feuers. Unser Lieben scheint uns dann als
würden wir auf eine höhere Lebensintensität katapultiert und
das hat was mit Geist und Wahrheit und Glückseligkeit zu tun. Ich glaube
an die Auferstehung Christi auch, weil ich an unsere Auferstehung glaube.
Und tatsächlich - der Paulus sagt es genauso: Wenn die Toten nicht
auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Also nicht: es gibt
nichts anderes als Tod, aber Jesus ist auferstanden und darum, letztlich,
weil Gott Schöpfer ist des Lebens und das Leben kann nicht nichts werden,
sondern muß werden, weil Gott Werdekraft ist, darum können wir
auch nicht zu Staub zerfallen. Zwar unser Körper, unser Kleid, aber
nicht dieser Wunsch den Gott in uns hineingesetzt hat, daß ich Bleibe
habe. Der Wunsch Gottes in dir ein Stück Realität lebt auf dieser
Erde. Und dann wieder eingesammelt wird, heimgeholt wird. Und wenn die Toten
nicht auferstehen ist Christus nicht auferstanden, so ist unser Glaube nichtig,
so seid ihr noch in euren Sünden. Wenn nicht Auferstehung, wenn nicht
Zukunft Gottes mit uns, was sollen wir dann mit unserer ganzen Sehnsucht
hier gemacht haben? Die kriegen wir doch gar nicht satt. Unser Triebkern
ist auf Entfaltung angelegt. Unser Geist ist hier nicht sattzukriegen. Ein
beglückendes Ereignis, und wir erleben das doch: da steht der Himmel
offen. Wir spüren, wir sind noch zu ganz anderem Verhalten
fähig, zu ganz anderen Biographien, und wenn wir festgelegt blieben
auf unsere Kärglichkeit, wir blieben noch in unseren Sünden, nicht
immer nur an moralische Verfehlungen denken, sondern viel schlimmer, dass
wir hinter unserem Niveau bleiben, hinter unserem Ruf bleiben. Gedacht waren
wir anzubeten die Macht der Liebe, und stattdessen beten wir an... All die
Ereignisse, die uns Ewiggültiges und Ewigschönes zeigen, trimmen
unsere Seele auf Unsterblichkeit, wir sind begierig gemeint zu sein vom ewigen
Gegenüber. Dass auch unsere Taten wahrgenommen werden und das Böse
in der Welt muss doch mal aufhören, es soll nicht triumphieren. Und
die bedeckt sind von Unwissen, wir Unwissenden sollen erleuchtet sein.
Auferstehung ist das Versprechen, dass wir nicht
in der Endlosschleife ewiger Wiederkehr hängenbleiben, sondern dass
wir bleiben ,die wir werden, die wir durch Gottes Liebe werden. Und Jesus
Christus als Pfand, dass uns nichts scheiden kann von der Liebe Gottes
(Röm. 8), weder Gegenwärtiges, noch Zukünftiges, noch Hohes
noch Tiefes, noch irgendeine Kreatur. Der Tod läuft hier unter "Kreatur".
Der Tod ist was Geschaffenes. Tod heißt doch das Hier, das Leben in
Intervallen läuft, der Tod ist noch die Bedingungen zu Erdzeiten Vielfalt
zu haben. Der Tod ist Kreatur und hat seine Zeit. Wir dürfen den Tod
nicht benutzen. Der Tod ist nicht uns gegeben als Instrument. Aber es ist
Gottes Schöpfung, und darum zieht uns der Tod in Gott hinein.
Amen.