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Predigt 11. Mai 2003

Keitumer Predigten Traugott Giesen 11.05.2003

Über Freundschaft

Jesus Christus: Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt. Ihr seid Freunde. Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde Johannes 15, 12. 15.13;

Gott redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mensch mit seinem Freund redet. 2.Mose 33,11

Seinen Freunden gibt es Gott im Schlaf Psalm 127,2

Gott, du schonst alles, denn es gehört dir, du Freund des Lebens. Weisheit 11,26

Sie nannten Jesus einen Freund der Sünder, der Geldeintreiber und der Huren. Matthäus 11,19

Ein treuer Freund ist ein Trost im Leben; wer Gott achtet, bekommt solchen Freund. Denn wer Gott achtet, der wird auch gute Freundschaft halten und sein Nächster wird so werden , wie er selbst ist. Sirach 6,17

Und eine Prophezeiung einer befreundeten, befriedeten natur: Da werden Wölfe bei den Lämmern wohnen und Panter bei den Böcken lagern. Kühe und Bären werden miteinander weiden, ein Säugling spielt am Loch der Otter, man wird nirgends mehr sünde tun und das Land wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie Wasser das Meer bedeckt (Jesaja11, 6-9)

Der Gottesdienst – ja warum feiern wir ihn? Was hat er für einen Sinn? Gehen wir verändert aus ihm hinaus? Ja, den Feiertag heiligen, Gott ehren, Gott loben, das ist unser Amt, Gottesdienst als Dienst an Gott - hat alles sein Recht, auch als Belehrung, Unterrichtung; das Wort Gottes hören und bewahren, tut gut. Auch „die unveränderte Liturgie, diese Gemeinschaft mit tausendjährigem menschlichen Erleben, tröstet“ (C.F: v Weizsäcker), gemeinsames Beten stärkt; auch kann Gottesdienst den Kopf frei machen von Vergesslichkeit, kann intelligenter machen und kann das Tagtägliche mit Hoffnung zum Tanzen bringen. Aber vor allem: Gottesdienst befreundet. Gottesdienst unternimmt, dass wir bessere Freunde und Freundinnen zueinander werden.

Denn Gott nachsinnen, dem schöpferischen Freund des Lebens, das macht uns ihm ähnlich, da fängt doch in uns gemeinsam was an. Von Abraham heißt es in der Bibel, er hat an Gott geglaubt und er wurde ein Freund Gottes genannt (Jakobus2, 23).- Da dürfen wir doch uns dranhängen: Wir, jeder einzelne, dem Abraham nach, wissen Gott als Zunkunftsbeschaffer. Und dürfen uns für Gottesfreunde halten - das wirft für uns untereinander dringlich was ab.

„Wer sagt, er liebe Gott und haßt doch seinen Bruder, bzw geht mit ihm lieblos um, der lügt“, so knallklar steht es im 1. Johannesbrief 4,20: Also Gottesdienst befreundet uns, er macht uns Feuer im Herzen: Wir, Gottes Freunde, also du auch Freund dir selbst und dem nächstbesten Nächsten.

Dabei müssen wir nicht Freundschaft machen, sondern merken. Gottesdienst ist da ein großes Atemholen: Du, Mensch taugst, wie verweint auch immer du aus der Nacht kommst, jetzt bricht Gott bricht mit dir auf zu neuen Ufern der Freundschaft: Denn er ist nicht Tyrann oder Schweiger, nicht blinde Natur oder kaltes Universum, nicht Herr-Gott-Vater, von oben herunterstoßend mit Forderung und Donner. Auch nicht einsamer Wunschloser. Israels wunderbare Erkenntnis ist, dass Gott mit dem Menschen einen Bund schließt zu beiderseitigem Geben und Nehmen.

Das heilt das alte Bild von Gott als dem Geber - und wir nur Empfänger. Dieses Bild vom grandiosen Alleskönner, der uns Nichtskönner aushält, das ist herrisch ist patriarchisch, ist „vorfreundschaftlich“ (D. Sölle, in Orientierung, Berichte aus der Ev. Akademie Bad Segeberg 2/1992)). Das ist doch gerade Kern der Liebe, dass sie wichtig macht: Gott braucht unsere Freundschaft, unser Ihn-Mögen. Die ganze Welt ist doch eine Veranstaltung gegen Gottes Alleinsein. Auch du hast ihm was zu geben, auch du hast was mit dem Allmächtigen zu teilen, was nur du ihm geben kannst, dein Merken, dein Wahrnehmen, dein Sosein ist dramatisch wichtig für ihn. Du bist unersetzlich. Was du dem Leben zu bieten hast, ist ein Schatz. Das sofort übersetzt auf die Verhältnisse von Menschen: Wir brauchen einander: Schüler-Lehrer, Arzt-Patient, Nachbar, Mitmensch. Wir sind da, um einander zu geben und voneinander anzunehmen. Wir leben voneinander; haben einander was zu geben. Was nicht Gabe wird, das geht ein.

Schon ein Gruß ist ein Hauch Leben, ist Bejahung: ja, ich bin bemerkt. Wie man in die Kirchen-Bank reingesegelt ist oder reinhuschte- abgrenzend oder grüßend, um Einvernehmen bittend, zuvorkommend oder behauptend. Kampfbereitschaft oder Gleichgültigkeit abstrahlend, oder ist einer etwas gerückt, damits der andere leichter hat? Auf alles kommt es an, Du hast viel zu geben in der Freundschaft zu Gott und den Menschen.

Und Freundschaft ist freiwillig, Fürsorge ist Pflicht; im Notfall ist Hilfe geboten. Aber Freundschaft ist, weil Herz zu Herzen spricht. Darum, weil Gott liebt, lässt er die Sonne scheinen über Böse und Gute; macht uns Gottlosen ihm recht – sucht uns, auch wenn wir ganz verloren sind ins Tagesgeschäft, - wir müssen Gottes Freundschaft uns nicht erwerben. Wir können auch uns selbst ehren, uns selbst auf die Schultern klopfen für Fleiß und Erfolg. Gott zwingt nicht, er geht inkognito. So lässt er zu, dass wir uns die Schöpfung unterwerfen und die Mitmenschen, wenn wir können, auf meist feine Weise.

Lasst uns wieder befreundet denken von Natur und Menschen. Menschen flüstern Pferden, gehen mit Hunden in die Schule, heben vom Acker die Steine ab, dass der blühen und Frucht bringen kann. Die steinübersäten Äcker im Süden und das Absammeln körbeweise, sicher auch um mehr Brot zu haben, aber auch dass der Boden Acker sein kann - er wäre gern Acker, er liegt nicht gern unter Steinen, unter Asphalt - Gott ist ein Freund seiner Schöpfung. Und wir, die denkfähigste Schöpfung die es gibt, sollten wir nicht dem Schöpfer Freund sein und untereinander? Dazu will uns Gott überwinden: dass wir uns mit dem Mitmenschen befreunden. Unbefangen freundlich sein, gut von ihm denken: Jung-Alt, Mann- Frau, Arm-Reich, wir ergänzungsfähig und hilfsbedürftig jeder auf seine Art. Und wer hat, merkts doch nur, wenn er auch geben kann.

Das lateinische Amicus, Amica: Freund, freundin ist von „amare“, von „lieben“ genommen. Liebet euch, seid einander Freunde, seid auch freundlich zu den euch feindlich Eingestellten. Ihr wisst, Gott hat auch sie in Arbeit, will sie mittels euch zur Freundschaft gewinnen. Sie sollen eure guten Taten sehen und dadurch Zugang zu Gott bekommen, jedenfalls nicht verschreckt werden. Die Christen als die Freunde, die Freundinnen der Menschheit, na jedenfalls in der Nachbarschaft, in der Politik, merken Menschen dir Freundlichkeit an, in der Verwandtschaft? Im Straßenverkehr - wir Gottesfreunde, Gottes Trümpfe? Jedenfalls wissen ich und du, wo jeder für sich noch dran arbeiten muss.

Freundschaft fällt nicht vom Himmel? Ja, Gott wohnt im Himmel, aber auf Erden hat er seine Werkstatt. Also, tu was in Richtung deiner Wünsche. Bete. Aber fahre fort, ans andere Ufer zu rudern. Wenn du lange schon allein bist, bete, aber öffne dir wieder Türen. Dies verbitterte “Kein Schwein ruft mich an“ - ist doch jämmerlich. Ruf du doch an. Zu deinem Geburtstag, du wartest und wartest auf den und den Anruf. Ruf selbst an: „Ich gratuliere dir zu meinem Geburtstag… Nur der Narr klagt: Niemand ist mein Freund! Das steht in der Bibel, bei Sirach 20,17. Jesus sagt es mal anders. „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon“ (Lukas 16,9). Mit eurem Geld und euren andern Gaben und Begabungen. Andre sollen gut davon haben, dass ihr da seid. Der Milliardär Getty sagte mal: „Geld ist wie Dünger, es ist am sinnvollsten, wenn es weit verstreut wird.“ Mit Engheit und Geiz und Abwarten und für-sich-Bleiben macht man sich keine Freunde.

Die sich verloren vorkommen, müssen wieder suchen lernen. Die meinen, warten zu sollen auf Freundschaft aus Himmelsauen. Höret die Signale: „Bittet, suchet, klopfet an“, sagt Jesus. Um deines unverschämten Drängens willen gibt der Richter nach, in Jesu Gleichnis. Du musst Freundschaft wollen. Brich aus der Schwermut auf. Du wirst sehen, die Fesseln sind nur Schatten, die von dir abfallen, wenn du dich im Licht siehst.- Dies sich der Traurigkeit überlassen, dies Wegschwimmen im Nebel - „es ist immer auch ein Stück Arroganz in dieser Freundschaftslosigkeit",- „die anderen empfinden ja gar nicht so wie ich - sie sind so oberflächlich“ (D. Sölle) „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei", sagt die Bibel. Und wer allein ist, lässt auch allein. Müssen wir erst wieder arm werden, dass wir Zimmer vermieten, wieder gemeinsam kochen, ein Auto teilen, ein Gesangbuch teilen? Altenheime - werden wir die drei Generationen unter einem Dach wieder suchen? Einige gehen mit ihrer Rente nach Indien und gewinnen eine Familie.

Freundschaft ist auch auch Aufgabe; Häuser öffnen, einladen, sich verabreden, die hilfreiche Kneipe, offene Augen, verknüpfendes Gespräch, jemanden mitschnacken, und gemeinsam ein Ziel haben, eine Arbeit, die wir gemeinsam tun, Hilfsprojekte betreiben. Wir sind die Verstecke Gottes, sind da, um im andern Gott rufen zu hören. Der andere, bedürftig und begabt - beides. Wie Gott, allmächtig und um deine Freundschaft werbend.- Du wichtig, du Freund, Freundin Gottes und des Lebens. „Freundschaft ist das Werkzeug, mit dem Gott jedem die Schönheiten der andern offenbart. Diese sind nicht größer als die Schönheiten von tausend andern Menschen; aber durch die Freundschaft öffnet uns Gott für sie die Augen. Lasst uns in Sachen Freundschaft die Rechnung nicht ohne den Gastgeber machen“ (Clive Staples Lewis, gest. 1946).

Gottesdienst ist wesentlich Erinnern, an deine Wurzeln, deinen Auftrag. Auf englisch heißt erinnern: to remember - sich wieder zu einem Mitglied, einem member machen einer Familie, einer Gemeinde, eines Freundesbundes. Gegen die Vereinzelungstendenzen weiß dich zugehörig zu Menschen, zum Ganzen. Du gestärkt in der Freundschaft: Gott ist auf deiner Seite, weiter nichts, Du bist auf auf Seiten von Menschen die Freundschaft brauchen, weiter nichts.


 




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