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Traugott Giesen Kolumne 05.01.2002 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Jetzt los!

Ich sah eine Anzeige: Ein Mensch ohne Beine schaut mich an: "Wir lassen uns nicht behindern!" Was für ein Elan, was für ein Wille! Das kann auch meine, deine Energien auf Trab bringen. So viel weites Land liegt vor dir, so unerschöpflich viele Möglichkeiten. Und du verschließt dich wegen Unpässlichkeit? Wolle mehr, sei dir klar: Du kannst ganz viel. Du kannst jetzt zum Hörer greifen und noch Gutes wünschen dem, den du nicht meiden solltest; verabredet euch wenigstens auf einen Kaffee. Und bezahle deine Schulden. Wenn das ein größeres Problem ist, und du kannst die Einkünfte nicht erhöhen, dann verringere die Ausgaben.

Hab' heute den Schneid, dich ehrlich zu machen. Und ein kleineres Auto, auch eine kleinere Wohnung anzudenken. Jedenfalls lass' nicht auf dir sitzen, dass andere für dich gearbeitet haben, und du prelltest sie um ihren Lohn. Man kann einen auch um Ehre prellen. Hab ich was ausgestreut, was weder wahr noch hilfreich war, einfach nur Geschwätz? Dann will ich um Entschuldigung bitten. Auch eine versöhnliche Geste ist schon viel, ein zuvorkommendes Freundlichsein, ich komme schon nicht zu kurz. Oder bedenke dein Rauchen; diagnostiziere die Kippen im Aschenbecher: Jede sieht doch aus wie erwürgt, oder wie eine Waffe, die unschädlich gemacht wurde. Fühle kurz in dich, ist dein Quantum erfüllt? Dann sage: "Das war's." Und dann war's das.

Oder was ist bei dir dran? Jetzt es packen, dass ihr den Bausparvertrag abschließt? Oder den Enkeln für deren Studium eine größere Summe geben. Oder die langersehnte Schiffsreise buchen. Oder beschließen, an der nächsten Gemeinderatssitzung teilzunehmen - man sollte doch von einigen in der Politik Verantwortlichen aus persönlicher Begegnung einen Eindruck haben. Oder nehmt euch den nächsten Elternabend gemeinsam vor. Oder geht mal jetzt am Sonntag in eure Kirche, und wenn man nicht weiß, welcher Seelsorgende für einen zuständig ist, dann macht daraus ein Detektivspiel mit gleichzeitigem Test, ob die Kirche in der Nachbarschaft zuvorkommend ist. Oder klärt dies Wochenende mal was wichtiges Internes; traut euch, wissen zu wollen, was so in der Schwebe des Schweigens gehalten worden ist zwischen euch beiden. Oder ist es dran, sich sehr intensiv eine neue Befreundung zu suchen? Oder tut einen Bekannten auf, der einem gegen anständige Bezahlung den Computer beibringt. Oder bewirb dich um eine neue Arbeit.

Oder beschließ einfach, dich besser leiden zu mögen, ab sofort. Dr. Oliver Sacks schrieb über seine schwere Oberschenkel-Verletzung und die anschließende langwierige Genesung ein herrliches Buch: "Der Tag, an dem mein Bein fortging". Irgendwann drängte eine Krankengymnastin: "Na los, Herr Doktor, Sie müssen einen Anfang machen." Herr Sacks erinnert sich: "Einen Anfang machen! Wie konnte ich das? Und doch musste ich. Dies war der einzigartige Augenblick, in dem der Keim eines Anfangs gelegt werden musste." Leg jetzt den einzigartigen Keim deines Anfangs von etwas.


 




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