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Kolumne 29. Januar 2005 - <br>Die Seele wohnt wie ein ungel�stes R�tsel in uns

Traugott Giesen Kolumne 29.01.2005 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Die Seele wohnt wie ein ungel�stes R�tsel in uns

Himmel und Erde

von Traugott Giesen

Es soll erwiesen sein, daß unser Körper genau 21 Gramm leichter wird im Augenblick des Sterbens; beim Exitus soll Geist-Energie ausfahren und den Leichnam erleichtert hierlassen.

Aber es gibt bessere Beweise für die Existenz der Seele - vor allem, daß wir sie brauchen, sie ersehnen, von ihr wissen. Was wären wir ohne sie? Was wäre ich ohne Ich, ohne Person? Nur Material, vom eigenen Merken gekennzeichnet, bis das Gehirn zerfällt. Doch ich will nicht nur ein Drüsenspiel sein. Ich will vom Ewigen beim Namen genannt sein, ich will gewollt sein, geschickt ins Leben, will anerkannt sein als einmalig, wunderbar. Ich will sein, auch wenn ich von der Erde weg bin. Ich will Bleibe haben, auch wenn auf Erden meine Spuren verweht sind. Es gibt Erfahrungen, da meine ich, meine Seele sei verlorengegangen. Wenn ich Liebendes zertrat, wenn ich enticht vegetiere, leidvoll wunschlos leer bin, allen egal, ein Niemand, ein Nichts - das ist fürchterlich, dann bin ich seelenlos, entmenscht.

Aber gespeist aus tiefen Quellen der Weltseele ist doch in jedem ein Bewußtseinskern, der will mich, der zwingt mich zu bleiben, der gibt meinem Ich Zunder. Dieses Zentrum meiner selbst hat die Menschheit immer als Seele gewußt, sie wächst in Liebe und Leiden und wird im Sterben erst zu Ende geboren. Dann "steigt sie an die Oberfläche des Köpers wie die Mannschaft eines Schiffes, die aus dem Schiffsbauch stürmt, das ganze Deck überschwemmt, zum Himmel winkt und singt" (nach M. Kundera). Ja, die Seele wohnt wie ein ungelöstes Rätsel in uns; was kann ich für sie tun, wie sie nähren? "Die Seele ernährt sich von dem, an dem sie sich freut", sagt der alte Kirchenvater Augustin. Sie muß wohl arbeiten lernen zu unterscheiden, was Freude und was Schadenfreude, was Glück und was Infamie ihr antun.

Seele ist auch die Summe unserer Vorstellungs- und Urteils- und

Erlebniskräfte, sie ist nach vorne hin offen und ist erst ganz, wenn sie im Ganzen, im guten ganzen Gott geborgen ist. Darum braucht unsere Seele Ganzheitserlebnisse der Freude. Die Musik ist Seelenfutter und die Liebe und gemeinsame Projekte, das frisch Geborene für das Paar, der zitternde Dank beim Entlassensein aus der Klinik, und wenn ich mich wiederfinde und gut aufgehoben weiß im und beim anderen. Auch die Natur ist beseelt, jeder Sonnenuntergang erzählt meinem Innersten die Geschichte des Tages der Welt.

Seele, das ist mein Ich, ausgespannt von Erwartung und Erfahrung, tätig im Gestalten glücklicher Umstände, unruhig bis sie ruht in Gott. Hauptsache, ich verachte sie nicht; die meine nicht, die des andern nicht, sonst werden sie rindsledern und verwahrlosen. Jede Seele ist schon zu viel beschädigt, aber sie sucht Linderung im Sog nach Ergänzung und als Gedächtnis, zum Guten zu gehören.

Seele ernährt sich von Ergänzungserfahrungen: Darum entdecke am Fremden das Verwandte, finde am Fernen das Nahe, mach dir das Erschreckende vertraut, schenk Frieden ein.


 




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