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Kolumne 09. Juli 2005 - <br>Vertrauen: das kostbare Gut

Traugott Giesen Kolumne 09.07.2005 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Vertrauen: das kostbare Gut

Himmel und Erde

von Traugott Giesen

Eben wurde mal wieder der heilige Stoff des Zusammenhalts offensichtlich. Vertrauen ist ja, was die Welt im Innersten zusammenhält. Verliert eine Ehe das Zusammengehörigkeitsgefühl, ist sie verloren; verliert eine Regierung das Wohlwollen der Mehrheit, so muß sie gehen, je eher, desto besser; dünnt die Rente und die Krankenkasse aus, dann färbt Unsicherheit die Lebensfreude grau.

Eben hat der Kanzler um Vertrauen geworben, ihm doch bitte das Mißtrauen auszusprechen - und so Neuwahlen möglich zu machen, ohne daß er als Kanzler zurücktritt. Verquer die Situation: Eine Landtagswahl nach der andern geht verloren, auch die eigene Partei nahm ihm den Vorsitz. Und die Fraktion verliert den Schneid. Aber der Kanzler tritt nicht zurück - weil er noch mal siegen will.

Woher nimmt er nur die Zuversicht, ihm würden noch mal die Stimmen zufliegen. Wie soll man dem vertrauen, der so an der Macht klebt? Oder ist alles ganz anders?

Vertrauen kann man erbitten, aber man sollte es sich lieber verdienen, sollte Erfahrung anbieten mit sich. Die Wirtschaft funktioniert ja so: Erledigt einer überschaubare Aufgaben zur Zufriedenheit, gibt man ihm mehr Verantwortung. Doch ein Stück Vertrauen muß als Vorschuß angeboten werden. Das ist die Kunst des Lebens: Vertrauen nicht fordern, sondern anbieten. Dafür aber muß man Vertrauen haben. Wir müssen ein Grundvertrauen haben, daß im Großen und Ganzen gut ist, was ist; und daß heil wird, was noch schlecht ist. Der Mensch, der nur im Rahmen seiner Übersicht handeln will, vom Kontrollwahn besessen zerfrißt ihn das Mißtrauen. Wir müssen an eine positive Tendenz des Lebens glauben, an die Gutwilligkeit des Schicksals, an eine Grund-Freundlichkeit aller Menschen. Natürlich ist auch Böses in uns, was gemästet werden kann zu Tsunamis der Menschenverachtung, wir haben es erlebt. Aber das Wesen des Lebens ist gut, ist Gott, beides ist ein Wort, ist im Gutwerden.

Diese Grundströmung kreist doch in uns mit dem Geborenwerden, wir sollen leben, sonst wären wir nicht; wir haben Freundesworte und "Mund voll Lachens" - je weniger Macht um so mehr - das sieht man an den jauchzenden Gesichtern Afrikas. Das schließt nicht Vorsicht aus, zumal wenn eindeutige geschäftliche Auskünfte vorliegen. Ob aber einer dir vertrauenswürdig scheint, hängt mit davon ab, ob er meint, dir vertrauensvoll begegnen zu können. Das hängt wiederum daran, ob du ihm einladend scheinst. Vertraut man nicht genug, so findet man kein Vertrauen (Laotse).

In der Liebe greift alles noch inniger ineinander. Eigentlich ist die Liebe unenttäuschbar. Sie glaubt dem andern, selbst wenn die Fakten eine andere Sprache sprechen. Anfangs ist Vertrauen nur ein Punkt. Aber die Liebe macht, daß der Punkt sich zum Kreis öffnet und wachsend umfaßt er auch die Schatten und am Ende die Welt.


 




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