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Keitumer Predigten   Traugott Giesen   Weihnachten 2000
 

Der Stoff von Weihnachten

Jesaja 40: Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott.
Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist.
Du Freudenbote, erhebe deine Stimme mit Macht; und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, euer Gott ist da.
Er wird seine Herde weiden als ihr Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.
Es ist dies ein ungeheurer Freispruch, den ein Prediger hört vor 2500 Jahren. � Israel war aus der Gefangenschaft in Babylon zurückgekehrt nach vierzig Jahren, � also eine neue Generation darf umkehren und findet nur Zerstörtes vor. Aber der Prophet soll Freudenbote sein.
Was der Prediger damals den Heimkehrern Aufbauendes gesagt hat, das ist auch Trostschatz für uns. Auch wir, die christliche Gemeinde, sind Erben, an uns geht der Staffelstab des prophetischen Auftrages weiter. Auch wir kriegen zu hören:
Du, Freudenbotin. Tröste, tröste mein Volk, redet mit Jerusalem freundlich, predigt ihr dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, ihre Schuld vergeben ist. Fürchtet euch nicht. Gott kommt. Er wird seine Herde hüten.
Für heute höre ich an den Prediger den Auftrag: Du � Freudenbote. Tröste, rede freundlich, Knechtschaft ist zuende, Schuld ist vergeben. Fürchtet euch nicht, Gott hütet uns.
Ja das bin in ich gern, werd ich gern, bin ich gern: Freudenbote, uns zu erinnern an unsere Bestimmung, wir sind zur Freude gemacht: Freude ist der Sinn der Schöpfung.
Da sagen Katastrophen was anderes. Leiden, Gewalt, Wahnsinn schütten Freude zu. Aber die Nacht verneint nicht den Tag, das Böse verneint nicht das Gute, der Tod verneint nicht das Leben, die Katastrophen verneinen nicht unsere Sehnsucht nach Freude. Im Gegenteil: Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages, das Böse macht das spontane Zuhilfeeilen nötig, der Tod ist nur die Mündung von Leben in weiteres Leben und Katastrophen lassen uns schreien: erlöse uns, denn dein ist das Reich und die Kraft.
Freude ist der Sinn der Schöpfung, und zu Freudenboten sind wir geschickt. Nicht um Kurzweil im Tal der Tränen geht es, sondern Freude soll wieder aus unserm Inneren quellen.
Tief in uns wissen wir, Freude ist der Sinn; darum suchen wir die Wirklichkeit ab nach Freudenkörnern. Wer Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, der merkt, wie viel Freudemachen in der Welt ist und wie viel Leid aus verunglückter Freude kommt. Freundlichsein macht Lust, und Ausgeschlossensein von Freude ruft Hass hervor.
Intensiv sind wir auf Freude aus. Im Innersten muss Freude den Magnetkern des Seins bilden, wie sonst ordnen sich unsere Wünsche nach den Mustern von Glücklichsein. Darum ist ja Weihnachten auch im Tiefsten wahr. Und noch weit aussen, wo gingle bell dudelt und Glühwein dunstet, wo Häuser erleuchtet werden als wären sie Schlösser, noch in den Übertreibungen und in Talmi wirkt die Magnetkraft der Freude.
Der Freudenbote stellt erst mal dein Recht auf Freude ins Licht, erkennt dich an als bestimmt zum Glück der Freude. Ja, du hast auch Geschick zum Freudemachen, du kannst ganz viel Erfreuliches. Hast auch den Mut, deine Begabungen wirken zu lassen. Auch du bist ein Freudenbote, du hast einen Schatz, dich in andere Menschen einzufühlen und ihnen zum Glück zu verhelfen. Mutlose aufmuntern, Freudlose zum Mitsingen bringen � das ist nah an Gottes Schöpfungskraft � Kinder, die nur lärmen, zum Stillewerden anleiten, die nur von pokemons gerade verzaubert sind, im Museum zum Staunen bringen vor Casper David Friedrichs Eismeer. Doch du hast auch viel Freude zu geben. Aber zuerst: Du bist zur Freude bestimmt. Du bist eine Freude.
Glaubst du�s nicht? Mutter schimpft, Mann meckert, Frau klagt, der Lehrer brüllt, der Chef macht nieder, die Kunden reklamieren, die Gäste beklagen sich, Polizei schickt Strafzettel, der Staat zieht viel ab, Freunde enttäuschen: Wir werden klein, geduckt.
Aber da: Sieh das Kind in der Krippe. Ein leuchtendes Bündel Mensch; gehalten von der Liebe, erfunden von der Freude Gottes: Fürchtet euch nicht: Sehet. Schaut, nehmt das Bild in euch auf. So bist auch du, gehalten, erleuchtet, geliebt, Kind Gottes.
Sing dir die Gewissheit zu: Auch du eine Freude Gottes, auch dich hat Gott lieb.
Weisst du, wieviel Sternlein stehen, weisst du, wieviel Mücklein spielen, weisst du, wieviel Kinder frühe stehn aus ihrem Bettlein auf, dass sie ohne Sorg und Mühe fröhlich sind im Tageslauf? Gott im Himmel hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen; kennt auch dich und hat dich lieb, kennt auch dich und hat dich lieb (EG 511). �
Der Herd für diese Gewissheit ist Weihnachten und die Glut ist dies Kind in der Krippe: Sein Leuchten ist wie das Leuchten eines grossen Sterns. Jesus � Gottes Freudenbote, dass auch wir uns zur Freude gedacht sind: �den Menschen ein Wohlgefallen aneinander.�
Erlebst du dich oft nicht als Freude, eher als Last für andere? Dann liegt was auf dir, bedrückt dich, engt dich ein, ängstet dich?
Ich soll dir ausrichten: Die Knechtschaft ist zuende, Schuld ist vergeben. � Diese Nachricht kann dir Befreiung bewirken, kann dich aufrichten, dir den Kopf heben, dir Trost schaffen.
Wenn du meinst, du müsstest büssen, eine Last sei dir als Strafe auferlegt. � Ich sage dir: Dir ist vergeben. Die Folgen von Versagen musst du tragen. Aber das nimm nicht als Strafe, nimm es als Wiedergutmachen dürfen.
Andere Last stammt von Überschuldung. � Offenbare, dass du nicht mehr geben kannst, und du wirst Befreiung erleben, all das Grosse-Welt-Spielen hat doch auch zermürbt.
Andere Last stammt von Überforderung. � Gesteh die Grenzen deiner Belastbarkeit ein, und du gewinnst wieder Raum zu atmen. Die Knechtschaft, nicht zu enttäuschen, hat ein Ende.
Gott liebt dich, seine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Und auch die Mitmenschen werden freundlich zu dir. Solange du alles kannst, nichts falsch machst, der Gerechte bist, achtet man dich aber fürchtet dich auch. Wenn du gestehst, auch zu versagen, und dich als bedürftig zu erkennen gibst, dann wirst du mit Liebe beschenkt. Wenn du Vergebung brauchst, dann hast du auch Verständnis für andere. Nicht weil einer es verdient hat, bist du ihm gut, sondern weil er es braucht.
Dieser Zirkel der Liebe ist ein Geheimnis, das die Welt trägt. In Jesaja 43, 4 spricht Gott: �Du bist in meinen Augen wert geachtet und auch herrlich, und ich habe dich lieb.�
�Du wertgeachtet in Gottes Augen� � das ist die Quelle alles freundlichen Redens zwischen Menschen. Alle Freundlichkeit unter uns ist die Liebe Gottes in kleiner Münze. Das Lächeln eines Mitmenschen nehmen wir uns zum Pfand, dass wir vom Leben wertgeschätzt werden, das neubezogene Bett ist dem Kranken ein Geschenk des Himmels.
Gott hütet uns. Gibt uns bei einander in Obhut und holt uns letztendlich zu sich nach Hause. Beherzigen wir doch: Wir sind einander anvertraut, Freude zu teilen und Last mitzutragen � dank an Gott für alle, die Sinn fürs Teilen haben. Das ist ja Gottes Allmacht, das Vergeuden seiner Zuneigung macht ihn reich � und das kann ich an Jesu Leben ablesen: Er nährte sich von Kraftvergeudung � nicht sparen und zurückhalten sondern hingeben � es wird schon nachwachsen. Darum auch Lust auf soziale Zeit, dies Kraft reinlegen, dass eine Altenweihnachtsfeier gelingt oder die Stadtverschönerung oder, dass Kranke besucht werden. Weihnachten ist Gottes Versprechen: Die Zukunft steht unter gutem Stern, die Zukunft ist nicht beschädigt und jeder Einzelne ist gebraucht. Darum setz dich nicht matt, Mensch. Komm zur Krippe, wärme dich an der Glut der Freude.
Und auch du wirst, bist, wirst ein Freudenbote. Tröste, rede freundlich, Knechtschaft ist zuende, Schuld ist vergeben. Fürchtet euch nicht, Gott hütet uns. Amen.
 


 




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