10.01.1999 1.Sonntag nach Epiphanias
Wir sind vom Geist Getriebene, Betriebene. Wir machen nichts aus uns allein, wir geschehen, wir glücken dem Geist- wir sind seine Gedichte, seine Worte, seine Fühler. Manchmal hat uns der Geist ins Aus geweht, dann fühlen wir uns von allen guten Geistern verlassen, leer und vergessen. Aber doch sind wir Gottes Kinder. Auch Kain bleibt neben Abel sein Kind. Es ist mühsam, Kain zu sein, verdunkelt von Schuld, der Gnade so bedürftig. Gott, treib uns mit deinem Geist.

17.01.1999 2. Sonntag nach Epiphanias
Das Gesetz ist gut, gut als Grenze, als Zaun, bis wohin man gefahrlos, ja sorglos selbstvergessen tun und lassen kann, was und wie es kommt. Das Gesetz ist Barriere, jenseits derer Gewalt und Frechheit uns wegreißen können. Also nützlich sind die Gebote, aber unser Wesen können sie nicht fassen. unsere Würde ist nicht aus Leistung und Gehorsam beschafft. Sondern wir sind geliebt und gewollt und tun im Kern, was das Gesetz sagt, ohne daß wir es buchstabengetreu kennen.


24.01.1999 Letzter Sonntag nach Epiphanias
Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Jesaja 60, 2
Laß dir das gefallen. – Wie eine Blume sich nach der Sonne richtet, wirst du bestimmt davon, daß Gott über dir aufgeht. Du mußt nichts entscheiden, mußt nur nicht dagegen sein, daß dir die Welt erleuchtet ist von der Liebe. Du wirst dann Gewalt als Mangel verstehen und Trauer als Sehnsucht – du wirst mit den Augen des Herzens
sehen. – Du wirst Freude abstrahlen. Wohin du kommst, bringst du einen Schimmer von Gott mit.
 

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