Traugott Giesen: Trost aus Gottvertrauen
Trösten gehört zu den Begabungen, die uns menschlich bleiben lassen. Trauernde besuchen, begleiten, ihnen schreiben das zeigt, dein Leid geschieht uns mit; so fühlt der, den um Trost sehr bange ist, sich nicht allein. Die ihm beistehen, die bei ihm stehen, halten ihn im Lande der Lebendigen speisen ihn, locken ihn zu reden, auf daß der Mund nicht zuwachse und die Seele verschmachte. Daß andere da sind, ist ein Zeichen, noch ist irgendwo Land, andere sehen für mich mit noch wieder Land. Trösten macht, daß du in deinem Schmerz nicht ertrinkst es ist noch Aussicht für dich und für den, den du betrauerst.
Die Bibel ist ja voll Schicksal, und wie das
in Gottvertrauen zu ertragen ist. Es gab einen Propheten, der hat nicht die
Menschen beschimpft, sie nicht geängstet, sie nicht klein gemacht. Er
heißt der Trostprophet. Wir wissen von ihm nichts
Persönliches, kein Name, kein biographisches Detail nur seine
Stimme klingt bis heute. An seiner Flamme entzünden die Menschen noch
immer Feuer des Trostes. Hört es:
Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott. Redet mit
Jerusalem freundlich, predigt ihr, daß ihre Knechtschaft ein Ende hat,
ihre Schuld vergeben ist.
Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen
Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe
führen.
Ja, alles Fleisch ist wie Gras und all seine Güte ist wie eine Blume
auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres
Gottes bleibt in Ewigkeit.
Hebt doch eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen?
Er führt das Heer der Sterne vollzählig herauf, ruft sie alle mit
Namen. Seine Macht ist so groß, daß nicht eins von ihnen fehlt.
Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: Mein Weg ist
dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber?
Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?
Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht
müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt den Müden
Kraft, und Stärke den Unvermögenden. Männer werden müde
und matt, und Jünglinge straucheln; aber die auf den Herrn harren, kriegen
neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß
sie laufen und nicht ermatten, nicht müde werden ( Jesaja 40, 1, 2,
6, 8, 11, 26 - 31).
587 vor Chr. vernichtete der babylonische König Nebukadnezar Judäa
und Jerusalem mit Tempel: Die Einwohner vertrieb er das Volk saß
an den Wassern Babylons und weinte. Sein Gott schien entkräftet, der
Glaube entleert. Unter König Kyros 537 vor Chr. konnten die Kinder und
Enkel wieder heimkehren ins Land ihrer Eltern.
Zerbrochen war der Glaube an den mächtigen Lenker der Geschichte, der
für sein Volk andere darangibt der seine Lieblinge erhebt und
andere mit Füßen tritt. Die Christen hatten auch mal so einen
Nationalgott Kaiser Konstantin, Karl der Große, die Kreuzzüge:
immer wurde mit dem Kreuz vorweg in Kriege gezogen und Macht gefestigt.
Aber die Vorstellung eines Blut- und Eisen-Gottes, der einem Volk, einer
Nation Schutzherr ist, die geht nicht mehr, die ist zerschlagen schon in
den Tagen des Exils, vor 2600 Jahren.
Auch ging da verloren ein Gott, der unsere einzelnen Lebenswege kurz oder
lang dosiere. Nein, es ist so, sagt der Trostprophet: Alles Fleisch ist wie
Gras: kurzes, langes, hartes, weiches; und alle unsere Qualität ist
wie eine Blume auf dem Felde wenn der Wind darüber weht oder
die Sonnenglut oder irgendwer verkürzt unser Dasein wir sind
zerbrechlich, wir gehen schnell dahin, als flögen wir davon.
Aber denk nicht, das sei als Belohnung oder
Bestrafung zugeteilt vielleicht aus dem vorigen Leben deiner Vorfahren.
Es ist nicht schon Mangel, kurz zu leben; es ist nicht schon Glück,
lange hier zu sein. Im Glücksfall hat einer andern was bedeutet
dann wird er fehlen.
Aber er selbst fehlt sich nicht er bleibt doch auf dem Weg in die
Liebe, in das umfassende Ganze. Wir Irdischen und die Vorweggenommenen
gehören weiter zu seiner Herde, Gott nimmt uns auf, wie ein Hirte sein
Lamm in den Bausch seines Mantels. Wir müssen die uns Verlorenen geborgen
wissen in Gottes Gewand. Dies Bild tröstet: Lebende und uns Gestorbene
sind in Gottes Schutz und Halt.
Auszug aus der Predigt am 16.01.2000. Die komplette Predigt finden Sie hier.
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