Traugott Giesen: Gebetsgottesdienst in der
Keitumer Kircher anläßlich der Angriffe auf Afghanistan am 8.
Oktober 2001
Wir in den westlichen Ländern sind mitgetroffen
durch den Krieg der Terroristen gegen die USA. Unsere Lebensart ist ihnen
hassenswert. Sie sehen ihre Glaubensgeschwister unterdrückt durch
Ausbreitung der westlichen Zivilisation ins Globale. Sie wünschen sich
zurück in eine abgeschlossene, in sich gekehrte, karge Welt der Tradition,
wo verehrte Schriften den Platz anweisen der Vernunft und den
Menschenrechten.
Alle Kriege werden erklärt als Wege zu
Frieden. Alle Kriege versklaven so viel Energien, die der Mühe um eine
bessere Gerechtigkeit entzogen werden. Ja, wir Menschen wollen und müssen
unseren Willen durchsetzen. Allermeist können wir uns aber einigen auf
Verfahren, die beiden Seiten nutzen, auch wenn verschiedene Seiten und Interessen
bleiben.
Jetzt hat der Westen zurückgeschossen.
Wir konnten nicht gewaltlos bleiben. Wir haben zu viel Angst, dass Gegner
unserer freizügigen Lebensart Stillhalten für Schwäche hielten.
Das macht uns auch traurig. Wir sind noch immer Kain und Abel, einander Rivalen,
verfeindet; bleiben uns das Hütersein schuldig.
Gott, erbarme Dich
Du Geheimnis der Welt, Freund des Lebens, Herz
aller Dinge,
wir bitten um Heiligen Geist, dass er offenbare unser aller
Zusammengehören,
uns schütze vor Verrohung,
behüte unsere Begabung, mitzufühlen, und lehre uns zu verzichten
auf Privilegien.
Schütze unsere Vernunft, dass sie nicht wirr werde durch Bedohtsein,
bewahre uns vor Schmähung Andersdenkender,
lehre uns verstehen auch ihre Situation, dass Frieden werde auf dieser kleinen
Erde.
Amen, ja komm, Heiliger Geist!