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Predigt 18. April 2003

Keitumer Predigten Traugott Giesen Karfreitag 18.04.2003

Und er trug sein Kreuz

Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf hebräisch Golgatha. (Joh.19,17) Zwischendurch auf dem Wege zwangen sie einen mit Namen Simon von Kyrene, der eben vom Feld kam, daß er ihm das Kreuz ein Stück weit trage, und er tat es. (Mt.27,32)

Es folgte ihm aber eine große Volksmenge und Frauen, die klagten und beweinten ihn. Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder. (Lk.23,27f.)

Und auf Golgatha kreuzigten sie ihn. Nach Markus, dem frühesten Evangelisten, sagte er nur dies Wort: Eöi, eli, lama asaphtani -„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mk.15,34)

Die anderen Evangelisten bewahren mehr:

Jesus sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! (Joh.19,18)

Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum (Lk.23,34). Jesus war ja mit zwei anderen zu beiden Seiten gekreuzigt.

Einer der Übeltäter, fluchte und sprach: Bist du der Christus so hilf dir selbst und uns! Der andere sprach: Jesus, gedenke an uns, wenn du in dein Reich kommst!

Und Jesus: Wahrlich, ich sage dir: Heute Nacht wirst du mit mir im Paradies sein. (Lk.23,39-43)

Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester und Maria von Magdala. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, als Jesus wusste, dass alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllet würde: Mich dürstet. Und es stand da ein Gefäß voll Essig. Sie füllten einen Schwamm mit Essig, steckten den auf ein Rohr und hielten ihn Jesus an den Mund. Als er den Essig genommen hatte, sprach er: "Es ist vollbracht!" und neigte sein Haupt und verschied. (Joh.19,25-30)

Andere schreiben: Es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei (Lk. 23, 44f), von oben an bis unten durch (Mt. 27,51.) Und er sprach:"Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände." (Lk. 23,46)

Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Wohl wahr, dieser ist Gottes Sohn gewesen! (Mk. 15,39)

Jesus hat gesagt, was in ihm war. Ausrichten, ansagen, mitteilen, verkündigen musste er das in ihn gelegte Wort Gottes. Das war keine Nachricht, die er verlesen konnte, es ist eine Kundgabe, deren Gabe er selbst ist. Die Gabe ist eins mit seiner Kunde. Er war, er ist das Wort. Sein Lebenslauf ist die Beglaubigung, die Leuchtspur dieses Wortes, mit seinem Leben übersetzt er das Wort Gottes ins Reale. Er lebt aus Gott. - Darum auch ist Ostern so wichtig, es ist das Siegel auf sein Leben: Ja, den hat Gott erhoben zu seinem Gesicht, so bin ich, wie er lebte, ich bin, was er sagt.

Es gibt eine wunderbare Idee: Alles Lieben zündet ein Leuchten auf der Erde an, das bleibt; jede Umarmung, jedes Trösten lässt eine Leuchtspur hier und Heilige können dieses Gewebe von Lichtpunkten sehen (Safran Fear in „Alles ist erleuchtet“). Dann ist Jesu Leben wohl ein Vulkan, von dem ein Segen der Erleuchtung ausgeht, eine Ausschüttung von Lichtsamen in alle Welt.

Liebe tun wir Menschen uns an, aber nie etwas so Beglückendes, so etwas Unwahrscheinliches, so etwas Ewigköstliches. Es muß Echo einer Kosmischen Liebe sein. Mutterliebe, Gattenliebe, Liebesliebe, Geschwisterliebe, Freundschaft, Nächstenliebe, Fürsorge, Teamgeist, Mannschaftsgeist, Kinderliebe, politisches Mühen um Gerechtigkeit, Nachbarschaftlichkeit, Heimatliebe, Liebe zur Schöpfung.- Alles ein Leuchten, Leuchten die Fülle - Abglanz des ewiggültigen Liebens, das die Schöpfung in Gang setze und in Gang hält; Schimmer vom liebenden Gott, es ist Nachleuchten und Vorschein, ist Morgenglanz der Ewigkeit.

Ohne die göttliche Machart wäre unser Menschenlieben nur ein kurzes Unterbrechen des Jammers, ein Aufflackern vor dem Verlöschen, ein letztes Klingen des Orchesters auf der Titanik, nur das Publikum weiß noch von nichts, spürt aber ahnungsvoll Erschütterndes.

Wenn unser Lieben alles wäre, dann wären unsere Liebesenergien nur Henkersmahlzeiten, Ablenkungen, Zuckerbrot, Hinauszögerungen, Illusionen - Lüge letztlich, die Erde trudelte in Leere, wir wären alle nur kurze Sequenzen von unwissender Natur, mit etwas Bewußtsein, was uns gewichtig scheinen lässt, was aber nur Laune des Nichts wäre.

Ohne Gott wäre Gut und Böse, Liebe oder Leid egal, gleich unwichtig.- Was kümmerst den Wind? Es ist, wie wenn der Wolf den Mond anheult, den kümmert es auch nicht. Gottlos wären wir nur eine Laune, Schwamm drüber über kurz oder lang, zwischen Tod und Tod ein Flimmern und ein paar Gedanken mit kurzer Verfallszeit eines Wesens, das sich zu wichtig nimmt.

Oder aber wir Menschen sind Kinder eines Gottes, der Liebe ist, also ewiger Wille, teilzugeben und teilzuhaben; Wille, sich im andern sich wieder zu finden, und er räumt uns Zeit und Raum und Geist ein, auch dass er sich erbaue an uns und ihm Zuwachs geschehe. Gott ist die Quelle für die unheimlich schöne Ursachelosigkeit der Liebe. Warum bleiben wir soviel Liebe schuldig und doch leuchtet sie über und über? Es ist ein Born da, aus dem uns das Wünschen und Geben der Liebe einschießt. Und wie sonst kann man zwei Menschen lieben, die einander Feinde sind - das ist doch Abglanz Gottes, der die Liebe ist. Und warum sonst ist die Liebe stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig, weil sie doch eine Flamme des Herrn ist (Hohelied 8,6).

Also Liebe die Energie Gottes? Oder ein windiges Gefühl? Das steht mit Jesus auf dem Spiel. So zugespitzt war kein Mensch Gottessohn oder Beelzebub. Alle Propheten vor ihm hatten eine Botschaft auszurichten, konnten dann aber ihrer Wege gehen. Jesus Lebenslauf war die Botschaft, wie das Ewige in ihm kenntlich wird, - das macht unser Wissen von Gott aus, das definiert ihn, das klärt ihn für uns. Wie er sich in Gott bettet, so dürfen auch wir liegen. Wird Jesus bestätigt weiß die Welt: Gott ist die Liebe und die Liebe treibt die Furcht aus. Der letzte Akt wird nicht Vernichtung sein, sondern ewiges Ja auch zu dir.-

Lasst uns die Sieben Worte des Jesus am Kreuz bedenken, es könnten Perlen sein voll Leuchten.

"Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" - Es ist die tiefste Tiefe, die der Gottnahe erleidet. Er sieht sich allein, von allen guten Geistern so verlassen. Aber er hält fest, dass Gott sein Schicksal wenden könnte. Und das ist wichtig: Jesus weiß, Gott ist die Allmacht, auch die nicht nach Gottes Willen gebrauchte Macht, die missbrauchte

Macht, bleibt verliehen. Jesus weiß nicht, warum ihn Gott verlassen hat, aber er bleibt bei ihm, bleibt nach ihm ausgestreckt: Mein Gott, ruft er- er ruft sich zu Gott hin, auch wenn er nichts mehr spürt von seiner Liebe. Er ruft: Warum? Er stirbt als Suchender, als Schiffsbrüchiger des Lebens, der im Tod auf Gott zu treffen hofft. Warum muß die Liebe leiden? Warum muß der, der dem Lieben treu bleibt, leiden, warum muß auch die Liebe durch den Tod und was dann? Jesus stirbt und die Frage aller Fragen - "Warum?" bleibt gestellt. Bleibt sie ohne Antwort oder ist Jesu Sterben eine Brücke? Mein Gott; warum hast du mich verlassen - hat Ostern noch vor sich. Die andern Worte sind schon voll Auferstehungs-Wissen: Die Liebe bleibt, Gott bleibt und geht mit.

Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!- Da spricht die Liebe, die bleibt, auch und gerade für die geschundenen Schinder, für die verrückt gemachten Verrücktmacher. Da spricht die Liebe, die ihre Sonne aufgehen lässt über Böse und Gute. Die die Liebe knebeln, nehmen sich doch die Luft, wie die Mörder ihr eigenes Ich mit ermorden, die jetzt den Jesus ans Kreuz bringen, meinen, dem Gott, wie sie ihn kennen, einen Gefallen zu tun. Aber sie sind umnachtet, voll Misstrauen gegen die eigenen Gefühle, sie gehorchen dem nächstbesten Vorgesetzen, er muß es ja wissen. Sie wissen nicht, dass jeder verantwortlich ist für sein Tun und der Liebe unmittelbar dienen muß. Vergib ihnen - Grund der Welt, sie wissen fast nichts von allem, von Dir.

Darum steht die Heilung der Menschheit bevor. Wenn Gott ist, dann hat er mit uns Himmel vor, Wissen, Fülle, Freude, Liebe. Jesus weiß, dass er auf Glückseligkeit zugeht: heute Nacht wirst du mit mir im Paradies sein, sagt er zu dem einen Mitsterbenden und ganz sicher auch zu dem anderen. Glückselgkeit geht nur mit allen oder gar nicht.

Frau, das ist dein Sohn! Jünger: das ist deine Mutter! - Jesus wendet, die ihn lieben, zueinander. Es gibt ein Stellvertreten in der Liebe, ja, alles Lieben ist Stellvertreten für Gott selbst, ist Liebesgabe vom Himmel. Jedes Verstehen ist doch Wunder, jedes freundliche Sichbemerken eine neue Schöpfung, die Liebe kommt in Menschenkleidern. Also nehmt einander an, teilt Freude und Leid, tragt einer des andern Last mit. Jesus gibt uns einander auf, inklusive Nähe und Distanz, die wir miteinander ausmachen.

Mich dürstet. Es greift einen ans Herz, diese menschliche Regung, dies Bedürftigsein - Durst als Inbegriff des Mangels- wir gehen alle von der Erde durstig - nach mehr, nach dem Wasser des Lebens, das ins ewige Leben quillt.

"Es ist vollbracht!" - Ein Leben, das verbinden sollte: Die Worte des Mose und Jesu: „Ich aber sage euch“! - Die Erfahrung mit Gott von einst und die Gegenwart, auch als Plattform des Ewigen. Er verband Leid und Segen, Anvertrautes und Zugemutetes, Freude und Dank, Klage und Tanzen, Leib und Seele, er hob Trennendes auf, machte alle zu Kindern Gottes - ohne Bedingungen. Das sahen die Hüter der Bedingungen als Gotteslästerung an, daran starb er, und legte den Beweis, dass er die Wahrheit verkörperte, in die Hände Gottes

"Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände." Jesus gibt sich ab: Wie es wird, wird es gut. Dieses Heimathaben am Herz der Welt lebt Jesus bis in den Tod. Ob ihm die Auferstehung zustößt? Und damit uns auch die Trompeten des Lichtes ein Neues eröffnen? Und die Liebe nicht Spinnkram ist, sondern die Liebe bleibt, was die Welt im Innersten zusammenhält?


 




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