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Das sechste Gebot

Du sollst nicht ehebrechen 2. Mose 20,14 - Das sechste Gebot

Liebe und schütze Ehen

Und Gott baute aus der Rippe des Einen die Andere. Da sprach der Mensch: Das ist ja Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Darum wird jeder Mensch Vater und Mutter verlassen und an seinem Gefährten hängen und werden die zwei ein neues Ganzes (1. Mose 2, 22. 24).

In einer Diskussion über die Ehe sagt Jesus: "Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden." Die Pharisäer halten Jesus entgegen: "Und warum hat Mose einen Scheidebrief erlaubt?" Jesus antwortet: "Wegen der Härte eurer Herzen; vom Ursprung her, vom Wesen der Liebe her, ist es anders gedacht"( (Matthäus-Ev. 19,6-8).

Das Ehebruchs-Verbot stellte in Israel die Ehe des andern Mannes unter Schutz. Einer sollte nicht den andern um seine Frau berauben. Du sollst ihn nicht töten und nicht an sein Eigentum gehen- die nächsten Gebote zählen das Eigentum nach der (damalige) Gewichtigkeit auf: Ehefrau, Ehre, Haus, "und alles, was sein ist"; im zehnten Gebot taucht die Frau nochmal auf mit und vor Knecht und Vieh.

Es ging im sechsten Gebot nicht um den Schutz der Liebe, auch nicht um den Schutz der Frau. Die Frau ließ sich leicht wegschicken; ihr einen Scheidebrief ausstellen, das ging jederzeit- man hat sie ja mal den Eltern abgekauft. Eine neue Frau heiraten oder einige noch dazu sich beigesellen durfte der Mann jener Zeit, wenn er wohlhabend genug war.

"Ehebruch war die Verletzung von Rechten des Ehemannes durch den Ehebrecher. Untreue des Ehemannes war juristisch unerheblich" (Uwe Wesel). Als Schutzsatz für des andern Ehebesitz ist das Gebot gänzlich abgetan. Keiner gehört einem. Wir bleiben auch in der Ehe je eigene Personen, eigenes Rechtssubjekt. Auch ließe dieses Gebot, wörtlich genommen, alle Unverheirateten ohne Weisung.

Vielleicht heißt das sechste Gebot eigentlich: Du sollst lieben. Oder als Zusage: Du, Gottes Mensch, liebst. Und wenn du einen derartig liebst und von ihm so geliebt wirst, daß ihr eine Sache miteinander machen wollt, bis daß der Tod euch scheide, dann ist das Ehe, aus der du dich nicht brechen willst, die du nicht zerbrechen willst und auch keinen anderen willst du aus seiner Ehe brechen. Aber Ehe muß der Liebe dienen.

Ja, der Traum vom Paar, das in ewiger Liebe einander anvertraut ist, dieses Bild ist vom Ursprung her uns mitgegeben. Und die Katholische Kirche wagt diesen Traum in der irdischen Ehe zu institutionalisieren; das Paar gibt einander die Eucharistie, sie geben einander den Leib Christi, von dem sie ein Teil sind als das ewig für einander zugeschnittene Menschenpaar; darum ist Scheidung auch prinzipiell unmöglich. Evangelische Kirche traut auch Geschiedene, sie macht auch die Ehe nicht zum Sakrament- zu riskant ist für ein Sakrament diese Verknüpfung von Menschenwille- der auch purer Eigensinn sein kann- und Gottes Wille. Für Luther ist Ehe ein "weltlich Ding", das sicher Dank und Fürbitte haben soll- einen Gottesdienst anläßlich der Eheschließung- aber kein Eid, kein Gelübde soll gegeben werden, wohl eine Willenserklärung unter Gebet, daß diese Beiden sich annehmen wollen aus Gottes Hand, bis daß der Tod sie scheide- dazu Bitte um Segen; vor allem, daß die Liebe bleibe.

Evangelische Kirche gibt keine Garantie, daß die beiden das Paar sind, das vom Himmel bestimmt ist zur ewigen Liebe. Wohl ist in uns das Bild vom Paar gelegt, doch dieses verkörpern in Gestalt der Ehe bürgerlichen Rechtes ist ein anderes Ding. Und wenn die Zwei sich eins wissen, immer wieder einig werden zu wollen, ist das ihr Wille; und sie dürfen ihn als Gottes Willen glauben- und der Pastor/die Pastorin dürfen über ihnen sagen: "Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden."

Doch den einen verwirklicht sich der Traum vom Paar in einer lebenslänglichen Ehe, anderen mehr in Gestalt eines Reigen. Paulus riet energisch zur Ehelosigkeit. Diese aber muß ja nicht geschlechtslos gelebt werden; nachdem zuverlässige Empfängnisverhütung möglich ist, ist der einzige Grund für "Keuschheit" als Tugend dahin.-Eine persönliche Entscheidung zu zeitweisem oder dauerndem Verzicht auf Liebe mit Leib und Seele kann erhellende Freiheit für andere Intensität bedeuten. Aber das Sich-körperlich-vermeiden als ethische Leistung, als "gutes Werk" ausgeben, ist Willkür.

Enthaltsamkeit hat im biblischen Rahmen sowieso einen schlechten Stand. Im zehnbändigen Wörterbuch zum Neuen Testament steht zu "enkrateia", -Selbstbeherrschung, geschlechtliche Enthaltsamkeit: "Es ist auffällig, welche äußerst geringe Rolle in der biblischen Religion die Enthaltsamkeit spielt. Das Wort taucht in der Bibel nur an drei Stellen auf (u.a. Galaterbrief 5,22) Abgeschnitten war durch den Schöpfungsglauben der Weg in die Askese. Judentum und frühes Christentum erkannten in der Welt mit ihren Gaben Gottes Schöpferhand." Auch Jesus als asexuelles Wesen zu denken, ist verstiegen, wenn nicht doketistisch, also irrlehrend, als habe Gott nur scheinbar Menschenverkleidung angenommen. Wenn in Jesus "das Wort Fleisch wurde" (Johannes-Ev 1,14) und er "den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt wurde" (Philipperbrief 2,7), dann gehört Geschlechtlichkeit selbstverständlich zu Jesus- auch wenn offen ist, wie er sie gelebt hat- Für jüdische Theologen ist ein "Rabbi" selbstverständ lich verheiratet und Vater vieler Kinder- wäre das bei Jesus nicht der Fall gewesen, hätte er nicht als "Rabbi" gegolten. Maria-Magdalena war ihm gut und er ihr, von einem Jünger heißt es, "daß er ihn besonders liebhatte" (Johannes-Ev 13,23)- die Abendmahlsbilder mit Johannes innig an JesuSchulter bewahren sicher eine liebevolle Wahrheit- wie auch immer, mein Jesus hat mit Leib und Seele geliebt und ist auch umfassend geliebt worden.

Das sechste Gebot gebietet zu allererst mal Aufmerksamkeit für das weite Feld der irdischen Liebe. Es ist Gottes schönste Erfindung und innigster Vorgeschmack auf Himmel und Vollendung. Sie steht nicht nur der Ehe zu, Liebe in Freundschaft und Ehe ist Thema des sechsten Gebotes.

Liebe war schon, als Ehe noch gar nicht war, und da wir alle Liebe brauchen, suchen, geben, finden, auch vor oder nach Ehe, auch ohne Ehe und oft auch neben der Ehe, ist erst zu reden über das Lieben und dann auch über Ehe als eine Form, eine Liebe zu schützen und zu entfalten.

Unsere Anschauung von der Liebe ist unverlierbar geprägt durch die Schöpfungsgeschichte, die einer mal "die wahre Sage" genannt hat. Gott schafft den Menschen als Mann und Frau, sodaß einer beim Anblick des andern jubelt: das ist ja meins, das ist ja Ich noch einmal, noch einmal anders.

Das Paar ist auch die Entdeckung der schönste Gestalt , wie Zusammen-

gehören irdisch abzubilden sei: Die Zwei die beisammen sind nicht in Unfreiheit, auch nicht in Freiheit (im Sinne von Gewährenlassen bis zum Desinteresse) sondern in Verbundenheit (nach Martin Buber). Gott steckte den Menschen mit Paarlust an; die fühlt schon bei Pflanzen und Tieren hauchweise vor; man denke an die Blüten und die Schnecken.

Aber dann, in den Menschen kommt die Lust, sich zu verknüpfen zu lichterloher Bewußtheit. Eins "erkennt" den andern- so das alttestamentliche Wort für Miteinanderschlafen (z, B 1. Mose 4,1). Der Mensch findet erst in Rücksicht auf des andern Sein zu seiner eigenen Seele, zu seinem eigenen Leib. Eins hilft dem andern als Spiegel, sich zu finden.

So ist die Liebesumarmung ein heiliges Geschehen, ein neuer Schöpfungstag immer wieder, zwei Bruchstücke erleben sich als verwandt, sie reichen sich einander als Brot und Wein der Communio (Novalis), sie schmecken sich und können sich riechen, sie fühlen sich eine Strecke weit ausgebootet aus der Pflichtzeit, Puzzles, die schon wenigstens an einer Seite zum Ganzen gehören; Zwei verschmolzen für Augenblicke Ewigkeit. Da gelingt das Wunder von Ganzsein, wo keiner mehr an sich denkt, sondern beide aufgehoben sind zu einer Kugel in Gottes Händen. Es könnte dies ein Gleichnis sein für das Wieder-zur-Einheit- Zurückfinden, das uns mit dem Himmelreich ja bevorsteht. Weise Juden sagen: "Es sind drei Beweise für die Existenz Gottes: "Die Sonne, der Sabbat, die Liebesumarmung." Und Marie L. Kaschnitz: "Die Blüte irdischer Liebe gabst Du mir zum Pfand fürs Reich des Geistes und der Güte."

Und noch inniger, eigentlich nicht zu sagen, nur gewahrzuwerden im Lieben: "Gott schuf den Menschen zu seinem Bild als Mann und Frau" (1. Mose 1,27). Gott, der Ganze hat in seine Menschen die Suche nach Ganzwerden eingesät, hat uns als fiktive Hälften geschaffen, die ihre Ergänzung immer suchen, sie immer auch für kurze Zeit genießen dürfen, wie brüchig auch immer Doch auch diese Findezeiten sind erst und nur Ouvertüren, begnadete Anfänge, Schlüssellochblicke in Richtung Einganzeswerden mit Allem und Jedem.

Was von Leib zu Leib gelingt, ist gefährdet; Hilde Domin sagt es : "Du und ich/ Von Warm nach Kalt/ wie schnell das geht/ Haut und Gänsehaut." Schnell kann Argwohn das Paar zerspalten. Daß zwei sich lieben, bestätigt: Gut daß du da bist, gut, daß es dich gibt; erst mal ganz unabhängig, wie lange und wie oft sie sich gut sind, sie werden von einander gehen, gestärkt in dem Wissen: Ich bin liebenswert, ich bin liebesfähig. Auch wenn ein Lieben endet, nimmst du doch mit diese wunderbare Gewißheit: du hast zum Glück mindestens dieses einen Menschen beigetragen. Und der fand Liebenswertes an dir. Wenn ihr euch verliert, dann bleibe euch mindestens als Essenz des Gemeinsamen: Geliebthaben, Geliebtwordensein bleibt bei einem jeden von euch und wird die nächsten Phasen der Liebe mit färben.

Das Lieben ist unsere Bestimmung.In diesem Sinne sagt Peter Handke: "Jeder Kuß ein Segen." -Vielleicht werden wir dermaleinst Rechenschaft geben müssen für die versäumte, ausgelassene, nicht gelebte Zartheit- den Kindern, dem Ehegefährten und jedem Menschen, der unsere Nähe gebraucht hätte; aber wir waren zu solistisch, zu angepaßt, eifersüchtig, blind, dogmatisch, träge, phantasielos. -Sicher gibt es auch voreilige Küsse, aufgezwungene, leere, heiße Luft eben, und der andere hat es als Versprechen genommen. "Mit der Liebe spielt man nicht", könnte auch meinen: "Du sollst nicht geliebt sein wollen, wo du nicht liebst" (Friedrich D. Schleiermacher).

Wundersam, daß in der deutschen Sprache nur ein Wort da ist, wo die Griechen viele haben: Eros, Agape, Filia, Epithymia- Erotik, Nächstenliebe, Freundschaft, Leidenschaft; wir haben nur: "Liebe". Und wie wahr: Auch Nächstenliebe ist doch eine Abteilung der Liebe; Liebe womöglich die höchste Stufe und extremste Form von Nächstenliebe" (Peter Nadas)? Die Wechselseitigkeit ist das Köstliche am Lieben, glückhafte Liebe gibt beim Nehmen und nimmt beim Geben. Im Ideal anzuschauen beim Kind an der Mutterbrust- wer stillt da wen?

Liebe als Quelle der Freude dürfen wir genießen in vielen Formen und Farben; die umfassendste ist sicher die Ehe aber auch ein gelingendes Gespräch, ein befreiendes Wort in peinlicher Situation, ein versöhnliches Lachen, ein gemeinsames Tafeln, ein Beten, Freundlichkeit aller Art ist vom Schatz der Liebe genommen. Deren köstlichste Perlen aber schenken ein umfassendes Ja; zwei suchen eins im andern so was wie Unterkunft ,wenn nicht gar Heimat.

Es gibt viele Bindekräfte; die Sexualität aber ist Kern des Magnetfeldes, das uns zueinander hinzieht. Es ist wohl Gottes menschenfreundlichste, aber auch hintergründigste Erfindung; "Wir sind Engel mit nur einem Flügel. Wenn wir fliegen wollen, müssen wir uns umarmen" sagt Bellavista.

Auch die vielen anderen Farben sind enorm kostbar und anziehend : Die intensive Sympathie, mit dem anderen zu leiden, weil sein Leid als Stich ins eigene Fleisch empfunden wird; mit dem anderen sich freuen, noch die Fußballspieler mitbejubeln, oder die Baumhäuser der Kinder mitbauen. Gemeinsames, das mehr Möglichkeiten eröffnet, und das Schöne - Mozart, Picasso, das lächelnde Antlitz des Passanten- bestätigen doch den Glauben an ein Gutsein des Ganzen.

Also nicht der Einzelne im Meer von Fremdheit, bis er seine Dublette gefunden hat und die beiden dann in einem Zweipersonenböötchen auf einem Meer des Grauens sich aneinander festklammern. Sondern Liebe entwickelt das Bild vom polar getönten Kosmos, von einer auf Freundschaft gestimmten Menschheit, die Jesus ausruft, eben auch, indem er nicht heiratet, nicht Familie gründet.

Jesus ruft die Familie Gottes aus: die patriarchalischen Druckmittel zerbröselt er: "Einer ist euer Meister, ihr aber seid alle Brüder und Schwestern und wer der Größte unter euch sein will, sei Diener aller" (Matthäus-Ev. 23, 8,11). Er drängt auch die matriarchalischen Begehrlichkeiten zurück. Zu Maria sagt er einmal: "Frau, was gehts dich an, was ich tue" (Johannes-Ev. 2, 4). Und "Bruder, Schwester, Mutter sind mir die, die den Willen Gottes tun" (Matthäus-Ev. 12, 50). Der sterbende Jesus bzw. der auferstandene Christus sagt zu Maria und Johannes, die unter dem Kreuz stehen: "Frau, das ist dein Sohn; Johannes, das ist deine Mutter" (Johannes 19, 26f). Sie werden zueinandergestellt, einander anvertraut; nicht mehr Genetik oder Juristik verbindet sie sondern die Liebe, die das Zuständigsein füreinander lebt. Liebe ergänzt das Bedürftigsein auf eine sehr persönliche Art von Angesicht zu Angesicht. Aber auch das Rote Kreuz oder der ADAC lieben: Helfen ist doch die Mutter der Liebe.

Ehe ist Institutionalisierung des Wunders - Ehe will sich annehmen aus Gottes Hand, sich lieben und ehren , in Freud und Leid nicht verlassen, bis daß der Tod sie scheidet. Dabei ist Liebe nicht zu bannen. Aber muß es so aufgeteilt sein: "Es gibt das sinnliche Verlangen, sich mit einem andern Wesen zu vereinen, und das vernünftige Verlangen, einen Lebensgefährten zu haben"- Albert Camus sagte das, aber er sagte auch: "Ehe ist die einzige Liebe ohne Illusion, nämlich die Liebe mit der Bereitschaft, gemeinsam alt zu werden." Generell läßt sich wohl nur sagen: Ehe muß der Liebe dienen. Aber sie kann es auch. Ehe ist Bleiben; was heute nicht gelingt, gelingt vielleicht morgen oder nächstes Jahr- Ehe ist auf Dauer angelegt, will ein gemeinsames Haus aus Sprache und Erinnerungen, Projekten, will gemeinsames Konto, Bestehen von Mühen und Schrecknissen, Bereiten von Glanz und Festen. Gemeinsame Kinder, wenn möglich; sie gemeinsam erziehen und irgendwann sie in ihre eigene Zukunft laufenlassen.

Ehe ist Kenntnis vom Andern, inklusiv dem Verschwiegenen und Nichterfragten; ist wissen was ihm gut tut und ihm weh tut- wissen wie weit man nicht zuweit gehen darf- das Wissen, was im Konflikt Priorität hat, und daß es den den gemeinsamen Gewißheitskern zu schützen gilt. Ehe sucht zu vermeiden, was das Bleiben zerstörte.

Ehe ist zutiefst Freundschaft und gutes Verhältnis zur Zeit- die Bedürfnisse wandeln sich; wohl den Beiden, wenn sie sich Geleit geben, ohne alles an Ergänzung von dem einen zu verlangen. Ehe findet im Laufe des Weges zu der ganz bestimmten, höchst individuellen Wahrheit- gerade den Geliebtesten braucht man ja am meisten, ihn will man am wenigsten enttäuschen, darum wird viel geschont- und geschönt eben auch. "Man hat immer einen Zeugen"(Javier Marias). Das ist nicht jedes Menschen Sache. Sich nah sein und doch sein Eigenes machen, will gelernt werden."Sag einfach, wie es mit dir ist" (Ruth Cohn)- aber selektiv authentisch-alles zur richtigen Zeit. Und viel Lachen auch über sich selbst, sich komisch finden, langsam auch Verwandtschaft im Humor. Und eine Streitkultur finden, die beiden Raum läßt und immer neu austariert, welche Nähe, welche Distanz jetzt bekömmlich ist. Und viel Vergebung, besser noch, nicht so viel schuldig machen durch Vergeben sondern den eigenen Anteil mit übernehmen, und sagen, denken: "Nicht leicht du zu sein, ich zu sein; zusammen gehts."

Großzügigkeit im Laufe der Zeit , durch die Finger gucken, nicht verhören, nie Fallen stellen; nur fragen, was man muß und abwarten können, bis er/sie selber sich regt. Aus der Mengenlehre gelernt haben: Viel gemeinsame Schnittmenge, aber auch je eigene Teilmenge. Jedem auch sein eigenes Stück Garten, das der andere nur eingeladenerweise betritt. Und "Hauptsache: Du bist glücklich; das Zweitwichtigste: mit mir." Und die Beute an Geld, Erfolg, Freude draußen mit nach Hause bringen, umgemünzt. Und wachsende Gelassenheit, was Freundschaften hinzu angeht. "Wir müssen uns frei machen von der Vorstellung, als mache sexuelle Treue schon eine gute Ehe oder ohne diese sei eine gute Ehe unmöglich", weiß Max Frisch. Wie Entbehrung und Mangel bestanden werden, auch die verschiedenen Tempi und daß die Körperfreude möglicherweise dem einen sehr wichtig, dem andern eher weniger wichtig ist- wie das "Einer trage des anderen Last mit" (Galaterbrief 5,2) in dieser Ehe gelebt wird, bleibt die Arbeit dieses Paares. "Liebe ist: nicht zuviel vom andern zu erwarten"- wie die Beiden das umsetzen, wie die Gezeiten der Liebe in der Ehe ausgehalten bleiben, das macht jede lebendige Ehe zu einem Wunder.

Es ist Frucht einer zweitausend Jahre alten Christentumsgeschichte, inklusiv der von Kirche teils ungeliebten Aufklärung, daß die Würde des Einzelnen unantastbar ist, auch in der Ehe. Dazu gehört, daß jeder Mensch Zweck in sich selber ist und nicht zum Zweck gemacht werden darf. Darum sind auch alle Ehekonzepte absurd geworden, die den Zweck der Ehe in Kindern siehen oder/ und in der Kasernierung des Triebes. Ehe muß der Liebe dienen, das ist Wiederfinden der Wahrheit des Ursprungs.

Die Schriftgelehrten gehen im Streit mit Jesus (Matthäus-Ev. 19) das Thema ganz anders an: Ehe ist für sie eine juristische Körperschaft wie Nation oder Firma mit Gesetzen und Klauseln. Und wer der Stärkere ist, der hat von Klauseln und Kleingedrucktem immer mehr Nutzen als der andere. Und ganz klar, die Schriftgelehrten von damals waren Männer, und die Männer wollten ihre Herrschaft in der Ehe nutzbringend anwenden: Wohl ist die Frau Herrin des Hauses, aber doch in des Herren Haus und doch von des Mannes Gnaden, und wenn sie Zicken macht, muß es möglich sein, sie loszuwerden ohne große Abfindung. Sie ist die Mutter seiner Kinder; es bleiben seine Kinder. Sie ist ja abgekauft dem Schwiegervater, jetzt soll sie sich bezahlt machen. Darum war auch selbstverständlich die Steinigung als Strafe für die Ehebrecherin (Johannes-Ev.8) Jesus kann die Richter (diesesmal ) bekehren zur Einsicht, daß sie selber gelüstende Gedanken haben: "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein."-Jesus entzieht den Männern ihr Besitzdenken als Ehebasis- und lockt sie "heim" in Richtung Liebe. Die Pharisäer hielten es für Männerrecht, die Frauen austauschen zu können. Jesus sagt, wegen eurer Herzenssklerose ist euch die Möglichkeit zur Scheidung von Mose eingeräumt. Ihr denkt bei Ehe an Besitz . Aber Ehe beleiht doch den Traum vom Paar, Ehe hat doch mit Liebe zu tun; die ist vom Wesen her ewig und überhaupt kein Feld für Machtworte. Eheleute sollen sich nicht scheiden lassen. Der Glaube, Gott habe sie zusammengefügt und gebe die tägliche Ration Liebe, der soll sie gemeinsame Sache machen lassen, bis daß der Tod sie scheide . Aber wenn dieser Glaube sie verläßt, sind sie schon von der Liebe Verlassene, und dann muß nach langem Mühen ein Auseinandergehen möglich sein.

Paulus sieht Ehe nur verkniffen, nur als Notinstitut gegen umtriebiges Liebesleben- "Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren. Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede frau ihren eigenen Mann... besser heiraten als sich in Begierde zu verzehren... Aber jeder hat seine Gabe, der eine so, der andere so. Jeder soll so leben, wie der Herr es ihm zugemessen, wie er einen jeden berufen hat" (1. Korintherbrief 7,1.2.7.9.17) -Doch darum, Paulus, schade, daß du sagst es sei gut, daß keiner den andern anrühre. Es hat doch jeder seine, jede ihre Gabe , der/die eine so, der/die andere so. Dabei hast du tief geblickt: "Die Frau verfügt nicht über ihren Leib, sondern der Mann und der Mann verfügt nicht über seinen Leib, sondern die Frau" (v.4) und empfiehlst , nach Symphonie zu streben (v.5) und nicht einander sich zu entziehen und du hast mit 1. Korintherbrief 13. Kapitel das gewaltige Gedicht von der Liebe( ...mit Menschen- und mit Engelszungen..) eingegeben bekommen. Warum du so abwertend von der irdischen Liebe denkst, wer weiß, was du erlebt hast, warst ja auch ein gehetzter Mensch, ein Missions-Workaholic; dachtest, gleich ginge die Welt unter.

Für Martin Luther ist die Ehe ein emanzipatorischer Akt, er beweist sich und anderen den Bruch mit dem Papsttum; verneint einen Sonderweg für Kleriker, bestreitet ihnen, auf eine weihevollere Ehe mit Kirche und Maria versiegelt zu sein. Auch Luther sieht die Ehe nicht als Projekt der Liebe sondern als Status des freien Christenmenschen und als Projekt für anständigen Nachwuchs: "Gott ehrt den Ehestand, damit, daß er ihn durch sein Gebot bestätigt und bewahrt... Denn es liegt ihm alle Macht daran, daß man Leute heranziehe, die der Welt dienen."

Die Wahrheit ist: Die Ehe muß der Liebe dienen. Gott implantiert in uns ein Stück seines Wesens. Sein Wesen ist Liebe, Zuneigung, Empfindung für das Andere, Wille zur Gemeinschaft. Mit dem anderen, der anders ist aber ähnlich, communio herstellen, das ist Gottes Anliegen. Und so schafft Gott einen Kosmos, der auch wieder so gebaut ist, nämlich polar, in Gegensätzen, die zueinander gehören. Mann und Frau ist eines dieser Gegensatzpaare, in denen Gott sein "Im- anderen- sich- Wiederfinden" nachbaut, nachstellt, nachfühlt. Gott setzt dem Menschen diese kleine Flamme seiner eigenen Liebeskraft ein: seine Polarität.

Und so muß der Mensch auch wieder zum anderen hin, muß im anderen sich finden, mit dem anderen gemeinsame Sache machen, sich sättigen daran, daß er ihm seinen Hunger stillt, muß sich an seiner Freude entzünden, an seiner Wärme sich erwärmen Und wenn einer die Kälte des anderen auftaut, dann macht ihn dies Auftauen zum Frühling. So sehnt sich jeder Mensch nach einem Du als Hilfe. Und sucht den Einen/die Eine. Da ist die Angst, den geliebten Menschen nicht zu finden oder ihn zu verpassen, ihn zu verschrecken, ihn zu enttäuschen, ihn nicht halten zu können; da ist die Angst, ihn zu verlieren. Es ist die Angst vor dem Vergleich, das Zittern, verlassen zu werden, oder daß die Liebe überhaupt erkaltet, die Angst vor dem Tod der Liebe.

Die Ehe nun ist dazu da, die Liebe, eine Liebe, die wichtigste Liebe zu schützen. Jesus sagt, was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Wenn zwei von der Liebe zusammengefügt sind, wissen sie, daß Gott sie für einander meint; die Liebe ist ja Gottes Atem, Gottes Treibkraft, zuständig zu werden füreinander.

Ehe soll die liebste, die längste Liebe schützen, indem sie die beiden kennzeichnet: Dieser Mensch, zu ihm will ich mich bekennen, seine Einmischung erbitten, von ihm begleitet und behaftet sein- gemeinsames Schicksal, gemeinsames Konto, Erbschaftsregelung eingeschlossen.

Sicher war früher die Fortexistenz der Sippe das Wichtigste, darum waren Kinder und Mehrung des Besitzes nötig, darum Ehe selbstverständlich für freie Bürger. Heute bezieht der Einzelne sein Personsein nicht mehr davon, daß er Glied einer Kette ist. Jeder Mensch ist wunderbar, hochwichtig. Nicht erst die Zugehörigkeit zu Ehe, Familie oder Staat machen zum Menschen. Das haben wir begriffen.-Bald zweitausend Jahre brauchte dieses Jesuanische Wissen, daß es Wurzelgrund einer Ethik der Achtung werde.

Was das Rechtsinstitut Ehe im Gesamtpaket beschafft, kann heute auch ohne Standesamt einzeln vor dem Notar geregelt werden. Und doch- jede Liebe will dauern und gewinnt durch Dauer. Sie gewinnt durch Wiederholung, durch Riten Institutionelles. Es ist doch nicht so, daß wir uns jeden Tag von Grund auf neu entscheiden zu einer Liebe. Wenn sie die große Liebe ist, hält die Liebe, bis daß der Tod sie scheidet. Wenn sie die große Liebe ist, ist sie von Gott verfügt. Wenn sie verfügt ist, merken es beide. Wenn es nur einer merkt, ist es nicht Gottes Wille, sondern Illusion und Traurigkeit. Ist es aber die große Liebe beider, ist es Tragik, wenn sie nicht gelebt werden kann.

Auch eine bestehende Ehe kann zerbrechen um der großen Liebe willen. Es ist ja eben nicht so, daß durch eine rechtliche Eheschließung oder durch eine kirchliche Trauung oder gar beides zusammen garantiert würde, daß Gott sie zusammengefügt habe. Die Trauung ist Hoffnung, aber keine Bescheinigung des Willen Gottes. Die Paare kommen zum Pastor, zur Pastorin und sagen, sie wollen heiraten, wollen den Segen, wollen mit Kirche heiraten, hoffend, daß Gott sie für einander meint. Sie haben ein Recht auf die Trauung, wenn das Standesamtliche geregelt ist. Aber ob es die durchtragende Liebe ist, das wird sich erweisen. Und nur, wenn es die große, die langwährende Liebe wird, die "alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, alles duldet dem Nächsten zugut" (1. Korintherbrief 13,7) hat Gott sie füreinander für so lange gemeint. Jedenfalls hat sie Gott nicht für die Qual gemeint. Und darum ist es gut, daß Scheidung möglich ist.

Oft bleibt ja Zuneigung; und Befreundung kann wieder wachsen, wenn man sich, fürsorglich ausgerüstet, in die eigene Biographie entläßt. Wenn sie sich nicht mehr verstehen, befruchten, befeuern, nicht mehr einander die Schwächen tragen helfen sondern einander ihre Fehler verdoppeln; wenn sie häßlich werden und von einander gelangweilt- dann hatte die Liebe ihre Zeit.. Die Beiden sollen eine Durststrecke aushalten, das sind sie ihrer Geschichte schuldig und der Liebe, die ein großer Brunnen war-ist- war, das wird sich zeigen; wenn sie sie erst mal auseinander rücken.

Aber wenn der Vorrat von lebendigem Wasser erschöpft ist, wenn nichts mehr den andern schön macht- dann, wenn die Ehe der Liebe nicht mehr dient, nicht mehr die Liebe behaust, diese aufgezehrt ist und die Ehe nur noch kaltes Gehäuse, wird; Gefängnis wird, wo (nach Martin Walser) die beiden wie Chirurgen aneinander rumschneiden und immer besser wissen, was weh tut- dann müssen sie von einander lassen, bei aller auch weiterhin gebotenen Fürsorge.

Die Ehe kann der Liebe helfen, aber die Ehe kann die Liebe nicht garantieren, wie ja der Eid auch nicht die Wahrheit garantieren kann und Jesus typischerweise den Eid verbietet.

Ehe ist die besondere Kennzeichnung einer Liebe; die eine umfassende Lebensgemeinschaft gestaltet. Und sind Kinder gewährt, dann trägt man erst recht mit das Gewicht der Welt- wer da Ehe zerbricht, macht die Liebe nicht groß. Die Liebe macht die Ehe groß, soll sie groß machen. Das Bild von dem Paar, das altgeworden auf der Bank sitzt und alle Stürme miteinander bestanden hat, ist wohl das Urbild von Glück in unserer Seele.

Aber auch das Paar, das sich gefunden hat, nachdem beide ihren Lebensweg fast schon hinter sich gebracht haben, und die jetzt völlig ohne soziale Verpflichtung in reiner gegenwärtiger Liebe im Altenheim gut sind füreinander auch dieses Paar bietet ein starkes Bild. -

Alle von der Liebe zueinander Verfügten soll der Mensch nicht scheiden. Es ist großer Schmerz dabei, wenn der weite Horizont "bis daß der Tod uns scheidet" einstürzt. Es ist Wehmut und Schuld und Wut dabei, aber keiner will nur Treue, jeder will ja Liebe. Und die ist Wunder, ist nicht zu versprechen. Darum sagen sie bei der Trauung auch: Ich will dich lieben und ehren", nicht: Ich werde..." Was wir tun werden morgen, wissen wir erst im Laufe des morgigen Tages. Es kann sein, daß man auch seinen Ehegefährten lassen muß, wenn einer meint, daß er seine große Liebe woanders blühe.

Manche Brautpaare fragen, ob man "bis daß der Tod euch scheide" durch eine flexiblere Formel ersetzen könne, weil ja die Dauer unabsehbar ist. Aber gerade dieser weite Horizont der Ehe schützt die Liebe- soweit wünschen wir uns einander; bis an den Horizont: Tod wollen wir uns begleiten. Und wir brauchen die Zeit, um Liebende Menschen zu werden, mindestens bis ans Grab, wenn nicht darüber hinaus. Ob es gewährt sein wird- man muß es leben, um es zu sehen.

Die Liebe, die nicht aufhört (1. Korintherbrief 13,13), ist Gottes Zusammenseinfreude, seine Zusammenhaltelust; ja, die Liebe, die nicht aufhört, ist Gott selbst. Unser Lieben ist begrenzt, ist endlich; schon wenn wir eingeschlafen sind, träumen wir abenteuerlich.

Unser Lieben hat viele Gestalten, hat Phasen und Farben, hat Höhen und Tiefen, hat Sehnsucht nach dem/der Einzigen und auch nach dem/der Unbekannten- Homer erzählt von Odysseus, als er nach langer Irrfahrt zurückgekehrt war zu seiner ersehnten treuen Ehefrau Penelope: In der Fremde hatte er Heimweh nach Zuhause und hier hat er auch "Heimweh nach der Heimatlosigkeit".

In keiner Verbindung werden wir rund und ganz, immer ist das Ganze mehr als die Teile unseres Liebens. Unsere Bruchstücke Liebe aber sind Gestalt von Segen.

Auch homosexuelle Liebe ist Gabe Gottes und muß endlich von Argwohn und Verachtung freigehalten werden. Nicht jeder ist von eindeutigem Geschlecht. Wir sollten aufhören, Angst zu haben vor Andersartigem. Die Meinung, nur Heterosexualität wäre gottgewollt, stammt aus der Zeit, da Fortpflanzung als Sinn der Sexualität galt, da schwächten gleichgeschlecht- lich Liebende nur das Vaterland. Wir leben aber in anderen Zeiten und sind im christlichen Glauben auch freigesprochen zu unserm eigenen Gewissen in sexuellen Angelegenheiten.

Auch geht die sexuelle Orientierung des Nächsten mich gar nichts an, es sei denn, wir gehen uns sehr an. Geschlechtsleben unter Erwachsenen hat jedem öffentlichen Interesse entzogen zu sein. Wer dies Privateste zweier Menschen auf den Markt zerrt, der begeht ein Sakrileg, "der schmeißt Perlen vor die Säue" (Matthäus-Ev 7,6). Das gilt für Vorgesetzte und Kollegen, Nachbarn, Freunde und Freundinnen, auch für Zeitungen und Lesende. Es gilt zu bedenken: "Die größten Schwierigkeiten hat man nicht mit den Menschen, denen man Unrecht tut, sondern mit den Zeugen der Angelegenheit, die sich freiwillig zum Richter aufwerfen" (Honore' de Balzac). Aber auch Dank an alle, die Diskretion walten lassen.

Früher war Sexualität fürs Kinderkriegen da, die Freude gab's hinzu als Spesen für die Mühe der Aufzucht. Durch zuverlässige Empfängnisverhüt- ung ist uns ein anderer Umgang mit der irdischen Liebe eingeräumt und geboten. Das schöne Zusammenschwingen von Körper und Seele ist uns von Gott geschenkt zum Feiern der Liebe, zum Fühlen der Güte des Lebens. Wer abwertend von "Trieb" redet, lästert den Schöpfer. Das Zärtlichsein, das die Liebenden erfreut, ist gute Gabe des Lebens. Gut, wenn zwei sich Zugetane die "Komplizenschaft im Verlangen" (Albert Camus) dankbar annehmen als eine ihnen zugestandene und auch zugemutete Gestalt der Liebe. Eine Freundschaft hat ihr Recht und ihr Glück in sich, wenn sie Dritten nichts wegnimmt, nicht sich an einander versklavt, sich stärkt für Alltag und Nötiges.-

Zwei bilden ein Paar in den Bedingungen und Grenzen; sie empfinden miteinander Frieden und Dank. Sichern wir unser Selbstbestimmungsrecht, indem wir das der anderen verteidigen. Haben wir doch Mut, zueinander zu finden und die Welt stehen zu lassen. Wer liebt und geliebt wird, der liebt auch Gott und die Welt, liebt und ehrt einfach alles wieder mehr, findet auch das Eigene erneuert und farbenreich und geht gestärkt wieder an sein normales Gute.

Die Liebe, die bleibt, ist Gott selbst. Unser Lieben sind Fasern, Verkörperungen Gottes in der Zeit, gegossen in Leib und Willen und Vorstellung von uns Menschen, mit kurzen und langen Phasen. Segen sucht Gestalt, wie kurz oder lange unser Zugehören auch währt. Es gibt die Liebe eines Augenblickes, es gibt die Liebe einer Nacht, die sein mußte wegen dieses in dieser heiligen Stunde ins Existieren gerufenen Kindleins; es gibt Drei-Tage-Lieben, die nach langer Verschlossenheit jetzt die Welt umrundet, es gibt Drei-Jahres-Lieben, die beide hinreichend verwandelt hat, sodaß sie von einander lassen können ; es gibt lange eigentümliche Parallelgeschichten, und Lieben, die erst nach langen Ehen und Scheidungen jetzt gelebt werden können. Es gibt Ehen ohne Liebe, viel zu viele; und Lieben ohne Ehe, zum Glück auch viele, es gibt die Liebe neben der Liebe. Und es gibt gelingende Ehen, das Bündnis, mit diesem Menschen für immer alles, fast alles, zu teilen. Und es werden auch Diamantene Hochzeiten gefeiert mit den frischen Generationen; und wenn einer am Krankenbett des andern sitzt, Hand in Hand, und einer betet still, Gott möge dem Zurückbleibenden beistehen, dann lieben sie sich inniger denn je.

Also schütze Ehen, deine, andere, überhaupt, und lebe dein Lieben, such dein Dich-Verflechten, wie es dir selber gefällt.

Und Gott schützt die Liebenden. In je ihrer Form liebevollen Beieinanders gehe ihnen auf, wie ihr Gemeinsames - auch auf kleiner Flamme - etwas hat von der Energie, die die Gestirne bewegt. Da wir stets uns selbst zum Trotz geliebt werden wollen, das aber nur Gott in Gänze geben kann, erleben wir liebend, geliebt, ja Atemzüge (Inspiration = Beatmung) von seinem Wesen. Und können in Hochzeiten sagen: "Ja, lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und ist eine Flamme des Herrn" (Hld 8,6).


 




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