L e b e n s m u t
 
Herzlich willkommen auf der Homepage von Traugott Giesen, ehem. Pastor in Keitum auf Sylt!

Aktuelles

Predigten
Kolumnen
Bibelenergie
Tägliche Losung
Gastpredigten
 

Archiv

Nachhören
Archiv Predigten
Archiv Kolumnen
Themenverzeichnis
Weitere Texte
Bibelstellen
Aufgelesenes
 

Informationen

Bücher
Links
 

Kontakt
Emailkontakt
Webmaster
Gästebuch
Impressum

Besucher seit
12.03.2001
0961385

Traugott Giesen Kolumne 18.11.2000 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

An die Adresse für Dank und Klage: Warum?

Da wollen sie Spass haben, Freude im gleissenden Schnee, hochgemut ist die Stimmung, das Glück zum Greifen nahe, noch ein paar Minuten durch den Tunnel, dann steht man auf den Brettern und fühlt sich ganz gross. Mit einem dicken Polster Lebensfreude wollten sie abends wieder nach Hause und fuhren in den Tod.
Die letzten Momente verzweifelt, Fremde halten einander, sie atmen den Tod, irdisch sind sie nicht mehr fassbar. Wohin sind sie weggegangen? Worin ist ihr Sein aufgehoben? Wie bleiben sie Teil eines Ganzen, behalten Anteil an Zukunft? So abgerissen ihr Lebensfaden � wer schafft ihnen Vollendung? Sie wollten Zipfel Freude, Geschmack der Wonne � aber ist nicht alles Menschensehnen hier der Schrei: �O Heiland, reiss die Himmel auf�? Hatten wir doch bestenfalls hier nur Schimmer von Himmel, Hauche von Seligkeit. �Das kann nicht alles gewesen sein, das bisschen Sonntag und Kinderschrein� (W. Biermann). Im Namen der Toten erbitten, erflehen, verlangen wir so was wie Auferstehung, Heilung und Vollendung. Vorweggenommen sollen sie sein in eine Fülle. Gott, wenn es dich gibt, dann gibt es sie für dich, immer. Und sie sind geborgen in das Haus von Licht.
Entsetzlich ist ihr Fehlen. Jeder war die Mitte eines Lebenskreises, liebte und wurde geliebt, bildete Sinnraum mit, war Freuden- und Leidensgefährte. Jetzt ist er, sie weggebrochen, ist herausgeschnitten aus andern Biographien � die mit aufgerissener Seite erstarrt sind für lange Zeit. Und wir Anderen, Ferneren erschauern, wie das Leben brüchig ist. Und beklommen dankt in uns was, noch hier sein zu dürfen auf dieser schönen, armen Erde. Warum sie und nicht ich?
Diese waren nur für die kurze Fahrzeit zusammen und sind doch zum gemeinsamen Schicksal verschmolzen, wie zufällig gerade sie, kurze Zeit später hätte es ganz andere Menschen getroffen. Die Vorstellung, eine höhere Macht habe genau diese Menschen in diesen defekten Wagen geschickt, ist absurd. Abartig ist mir die Idee, Gott würde Leid verursachen, zulassen, auf den Hals schicken. Der Gott des Jesus denkt keinem Böses zu.
Und doch ist Jammer, Leid, Böses in der Welt. Vielleicht ist Gott dabei, dem Chaos das Gute abzugewinnen, und hat die Erschaffung des Reiches Gottes noch in Arbeit. �Allmächtig� heisst nicht, dass ein überirdisches Genie tun und lassen kann was es gerade will. Sondern alle Macht, alle Energie ist die Wirkung, ist Aussenseite Gottes, ob in Wind oder Muskeln sie spielt, als Elektrizität wirkt oder als Qualm vernichtet oder als Nähren und Streicheln Leben schafft. Letztlich leidet das Herz aller Dinge alles mit, alles ist sein Leib, und ob wir leben oder sterben, bleiben wir sein und haben darum Sein, und die Liebe hat noch viel mit uns vor.
 


 




Service

Startseite
Druckvorschau

Presse-Feed EKD

© 1996-2024 Evangelische Kirche in Deutschland
Weitere News...  

 
Online 7