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Kolumne 06. Dezember 2003 - <br>Durch unsere Liebe setzen wir Leuchten in die Welt

Traugott Giesen Kolumne 06.12.2003 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Durch unsere Liebe setzen wir Leuchten in die Welt

von Traugott Giesen

Noch gut zwei Wochen werden die Tage kürzer und dunkler - dann das Christfest, auf den Punkt gesetzt, wenn die Sonne wieder steigt. In der Natur steht der Wandel zu Licht und mehr Leben bevor. Genial unsere Vorfahren, die den unbekannten Geburtstag des Leuchtfeuermenschen Jesus (den Römern nach) auf die Wintersonnenwende legten. Also nehmen wir im Geiste Anlauf: Die Zeit drängt uns Verwandlung auf. Wir werden Besserung erleben und besorgen.

Noch ringen wir, stehen im Konflikt: Komme ich zurecht oder helfe ich zu Recht? Drängele ich oder fördere gemeinsamen Fluss? Setz ich mich in Szene oder stelle andere ins Licht? Spare ich oder bringe andere in Arbeit? Halte ich fest oder verschenke ich? Noch ist Konfliktzeit: ich oder du. Überfluss gegen Hunger, Reich gegen Arm, Nord gegen Süd, Bildung gegen Sprach- und Wissensschwäche, Junge gegen Alte. Moderne gegen Fundamentalisten.

Doch dies Entweder-oder ist nicht von Dauer. Schon jetzt können wir beim Nehmen geben und beim Geben nehmen. Schon jetzt können wir uns befreunden, können die Freude des Schenkens genießen. Das kommt davon, dass der Lebensflüsterer geboren wurde. Der hat das Wesen der Zeit als Verwandelkraft offenbart: Es geht nicht alles den Bach runter, sondern es kommt ein Schiff geladen. Die Liebe wird mehr.

Adventszeit ist Verwandelzeit. Wir werden angesprochen als Menschen, die den Drive der Zeit erkennen. Wozu ist es denn Zeit? Jedenfalls nicht, den Karren noch tiefer in den Dreck zu fahren mit unserem Eigenliebesog. Es ist Zeit, der Menschen Bestes zu suchen.

Das fängt beim Fürsichsorgen an, für dich und deine eigene Brut, falls vorhanden. Aber wir müssen weiter denken, die andern müssen auch zu essen haben und Bildung und Gesundheit und Pflege, sonst schaffst du nur Neider und Feinde. Auch die anderen müssen es erträglich haben, auch mittels deiner, dann wollen sie auch dein Glück. Einander mögen und Freude daran haben, den andern zu fördern - das verwandelt.

Liebe hat viele Gesichter. Welche ist die passende, die ihm nötige, die ihn entfaltende Liebe? Finde es heraus. Es steckt wirklich Verwandelkraft in uns. Den Nächsten nehmen, wie er ist, und das freundlich, das macht ihn geneigt, eine bessere Meinung von sich zu haben. Und so klarst du einen Menschen auf.

Das Dunkle in der Welt rührt ja davon, dass wir schlecht über uns, den andern, alles denken. Dagegen hilft nur die Liebe. Durchs Lieben machst du schön, der andere hält wieder mehr von sich - damit setzt du Leuchten in die Welt, das sich fortpflanzt.

Im Advent setz dich täglich vor eine Kerze hin - schau in die Flamme - dann weichen Hetze und Druck, es kann dir das Bild aufgehen, das Heil in deine Gedanken einzieht. Verwandlung geschieht dir, heilige Ruhe wächst dir zu, ein Lächeln überzieht dein Gesicht, und du wirst richtig, Du bist gern du, im Advent, was Anfang von Verwandlung ist.


 




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