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Kolumne 17. Juli 2004 - <br>Freundschaft zwischen Frau und Mann - geht das?

Traugott Giesen Kolumne 17.07.2004 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Freundschaft zwischen Frau und Mann - geht das?

von Traugott Giesen

Wir sind nicht nur einfach Menschen. Sondern wir sind junge oder reiche oder fleißige oder einsiedlerische oder mutige oder fromme Menschen. Ganz wesentlich sind wir männliche oder weibliche Menschen, sind Frauen und Männer. Zu allen übrigen Unterschieden, quer durch die Menschheit, sind das Männliche und das Weibliche sehr besonders und ist eins dem andern nötigste Ergänzung. Was typisch männlich ist, ist schwer zu sagen. Typisch weiblich jedoch ist das Gebärenkönnen und die wohl dazugehörende Begabung zum Mütterlichen: Hervorbringen des Neuen, Heranwachsen zulassen, Fördern und Begleiten, das Bedürftige schützen, durch Liebe jemanden groß machen - das liegt der Frau wohl nahe. Und die stillende Frau, die beim Geben nimmt, die selbst gestillt wird durch Ernähren - ist das "ewig Weibliche, das uns hinanzieht". Das Männliche ist dann das Ackern, Bauen, Beschaffen und Sichern, das Kämpfen und Siegen oder sich trollen, um anderswo neu anzufangen.

Vielleicht sind das alles nur verblasste Klischees. Vieles ist auch anerzogen, jedenfalls durch Vorbilder und Erfahrungen mitgeprägt. Wir wissen, dass wir alle auch gegengeschlechtliche Anteile haben. Es gibt auch mütterliche Väter und herrische Frauen. Und auch Frauen können grausam sein und Männer sehr feige - verweigerte Unterhaltszahlungen sind schändlich. Weil Mann und Frau so verschieden sind, brauchen sie sich zur Ergänzung dringend. Die innigste Ergänzung nennen wir Ehe, die nächstintensive nennen wir Freundschaft. Warum aber ist Befreundung von Mann und Frau so schwer? Ist sie schwer? Sind beide ehelos, schwebt über jeder Freundschaft zumindest doch bei einem der Wunsch nach mehr; mehr Körperfreude oder mehr Treue, einer will klarere Verhältnisse, einer will mehr Verpflichtung, der andere mehr Freiheit. Ein Gleichgewicht der Interessen ist schwer zu leben; man braucht viel Toleranz und Geduld in Sendepausen.

Und neben der Ehe, wie viel Freundschaft hält ein Paar aus? Gut, wenn zwei Paare einander gleichwertig nah sind, dann kann eine Wahlverwandtschaft gelingen, ohne das Gift geheimer Wünsche. Wenn sie synchron sympathisch sich finden, wenn sie alle ins Gelingen dieses Verhältnisses verliebt und achtsam sind, die Spielregeln einzuhalten. Aber bei der ziehenden Liebe, wenn sie über einen kommt, bleibt nur eine kurze Spanne für Gewissen und Vernunft; wird die rote Ampel überfahren, ist alles anders, man muss verletzt und schuldig weiter, und es wird nie wieder wie vorher.

Doch es gibt Hoffnung für die Freundschaft. Wir werden weniger Frau oder Mann, wir werden mehr Menschen. Die nackte Geschlechtlichkeit wird weniger gewichtig und die Menschenliebe mehr. Dann werden wir ablassen können vom Besitzen- und Habenwollen des Geliebten, die Eifersucht wird weniger und das Gönnen mehr; die Mitfreude an des anderen Freude wird wachsen. Wir lernen, uns weniger runterzumachen, werden uns besser zuhören, finden allermeist gut, was der andere macht. Man ist auf seiner Seite, weiter nichts; auch Eheleute werden sich mehr Freunde.


 




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