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Kolumne 01. Oktober 2005 - <br>Herrlich ist es, noch bleiben zu k�nnen

Traugott Giesen Kolumne 01.10.2005 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Herrlich ist es, noch bleiben zu k�nnen

Himmel und Erde

von Traugott Giesen

Die Nachricht erschreckt immer wieder: Doppelt so viele Menschen nehmen sich das Leben wie bei Autounfällen sterben. Und was noch fürchterlicher ist: Viele Junge rasen sich zu Tode. Ob sie per Unfall oder Selbstmord von der Erde wegfliegen - zu viele, zu jung, sie haben doch längst nicht an alle Türen geklopft.

Je älter man ist, um so öfter kreisen die Gedanken um das eigene Sterben und wie es mal sein wird. Dann ist es beruhigend, denken zu dürfen: Gott wird mich verstehen, wenn ich meine, hier ist meines Bleibens nicht mehr. Wenn alle Stricke reißen, Pflege nicht mehr gewollt, man seiner selbst überdrüssig ist, Schmerzen lange schon quälen, dann darf man wohl gehen, wenn man es muß. Aber was red' ich, ich will mich halten an die wunderbaren Alten.

Es ist eine Lust zu sehen, wie auch Menschen über achtzig oder auch neunzig am Leben hängen. Mit welcher Zähigkeit und Besitzerfreude halten sie sich fest an Haus und Garten oder ihrem Zimmer mit Aussicht und den Familienbildern an der Wand: Kinder und Enkel, wenn es gewährt war.

Vielleicht ist auch die vierte Generation im Kommen und die Taufe will man noch mitfeiern. Auch die ernsten Gesichter der Ahnen starren von der Wand, damals war man zumeist schwarz gewandet.

Wie klassenlos, alterslos dagegen ist man heute gekleidet. Kosmetik und flotte Farben hellen auf. Erlaubt ist, was gefällt. Schön zu sehen, wie sie jetzt im vorgerückten Alter die Fahrten unternehmen, für die ihnen früher Zeit oder Geld zu knapp oder zu schade waren. Oft sind sie besser informiert als die Jungen, sie finanzieren weitgehend die Kunst, sie schätzen den Frieden, sie kommen aus furchtbaren Zeiten.

Sie sorgen vor für hinreichende Gesundheit, sie sind schon viel älter als ihre Eltern es wurden. Sie wissen, im Leben hat alles seinen Preis. Und haben schon viele Abstriche gemacht, haben manche Liebe lassen müssen und immer öfter müssen sie zu Beerdigungen mit. Dankbar gehen sie dann vom Friedhof, haben noch Frist und wollen die nutzen.

Beglückend die Altgewordenen, wie sie ihre Selbständigkeit verteidigen, das mühsam Ersparte behalten und auch schenken mit leichter Hand. Mal sitten sie auch, aber können nein sagen, wenn es ihnen nicht paßt. Sie haben genug gemußt. Sie dürfen enttäuschen. Sie fahren ihr Auto weiter mit geschärfter Aufmerksamkeit, sie führen noch ihren eigenen Haushalt und holen sich Hilfe nach ihrem Maß. Weise mischen sie sich nicht ein, sie gucken vom Balkon des Lebens den Jungen - hoffentlich beifällig - zu und haben ein Ohr für Klagende. Auch wenn uns Fähigkeiten mehr und mehr abhanden kommen, haben wir immer noch mehr Möglichkeiten als wir verwirklichen können. Wir können Mensch sein bis zum letzten Atemzug, bis uns dann ein neues, anderes Konto Leben eröffnet wird. Die Lebensbereitschaft vieler Älterer gehört mit zum Erntedankfest, sie macht doch Mut.

Pastor Giesen ist zu erreichen unter: [email protected]


 




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