L e b e n s m u t
 
Herzlich willkommen auf der Homepage von Traugott Giesen, ehem. Pastor in Keitum auf Sylt!

Aktuelles

Predigten
Kolumnen
Bibelenergie
Tägliche Losung
Gastpredigten
 

Archiv

Nachhören
Archiv Predigten
Archiv Kolumnen
Themenverzeichnis
Weitere Texte
Bibelstellen
Aufgelesenes
 

Informationen

Bücher
Links
 

Kontakt
Emailkontakt
Webmaster
Gästebuch
Impressum

Besucher seit
12.03.2001
1026719
Kolumne 13. Dezember 2003 - <br>Geduld haben gegen das Ungel�ste im Herzen

Traugott Giesen Kolumne 13.12.2003 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Geduld haben gegen das Ungel�ste im Herzen

von Traugott Giesen

Jetzt im Advent wird viel geschafft. Die Zeit scheint zu drängen. Dabei ist unsere innere Uhr auf Ruhe, Schlafen, Brache, Winter eingestellt. Zu alten Bauernzeiten verschlief man den halben Tag, auch um der Dunkelheit und Kälte zu entgehen. Heute haben wir es eilig, wir müssen fit sein und flink. In diesen Tagen wird mehr gekauft und besorgt als sonst in Wochen. Viele müssen sehr hart ran.

Dabei ist unsere Seele jetzt auf halbe Fahrt ausgelegt. Man brauchte ganze Tage, im Nebel zu spazieren und keinem gefallen müssen, keinem zu Willen sein, keinem Rede und Antwort zu stehen. In langen Alleen oder am Flutsaum längs Zeit für Selbstgespräche - meilenweite Gänge brauchte man, und was nippen und die Gedanken kommen und gehen lassen. Dann könnten sich die richtigen einstellen, auch beim Sitzen am Fenster oder vor der Kerze. Wir könnten uns heildenken.

Aber so, beim Drängen und sich Zusammenreißen, da kann man leicht albträumen, etwa vom Schnee, der solange vom Himmel fällt, bis er alle Geräusche und Bewegungen erdrückt; oder man wünscht eine gewaltige Lawine herbei, die nur zuschüttet und leider auch keine Befreiung bringt.

Dabei, was sagt der Dichter, was sagt Rilke: "Man muss Geduld haben gegen das Ungelöste im Herzen, muss den Dingen die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen, .... alles ist austragen - und dann Gebären..."

Da schiebt sich vor das innere Auge ein Bild, das Ruhe einflößt. Leben als Reifen - etwas fügt sich und erfüllt sich mit dir, in dir. Dein Selbst wächst in dir heran, und das ist nicht ein Haufen gesplitterten Glases, sondern so was wie ein Kind oder ein Baum, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und in seinen Zweigen nisten die Vögel.

Du, dein Wesen wird fester, heller und beständiger, dein Wesen reift dir zur Freude. Du kommst langsam zu dir, wirst mit dir klarer und friedlicher. Du machst an keinem mehr Besitzrechte geltend, achtest aber auch der andern Selbstbestimmtheit. Du beschließt, dich mehr zu achten und auf dich mehr zu achten, dass du, was dir schadet, von dir abtust. Statt es satt zu haben, du zu sein, bitte, habe Geduld gegen das Ungelöste in deinem Herzen

Du, in dir gebiert doch das Leben, Einzigartiges, was bist du so unruhig in dir. Rilke rät "versuch, die Fragen selbst lieb zu haben". Was du bemäkelst, hat eine schöne Seite. Du denkst dran rum, warum du so bist? Nimm den vorwurfsvollen Ton raus und glaube, du bist noch am Reifen und manches in dir soll noch Frucht bringen. Dazu musst du dir vertrauen, mit und trotz allem, was du von dir weißt.

Die Christenheit hat ein inneres Bild: Die Krippe mit dem Kind Gottes, von dem Freude ausgeht. Stell dich vor die Krippe hin, nimm Zwiesprache mit dem leuchtenden Kind auf, verweile, lass Frieden in dich strömen, wie Atem eines geliebten Menschen. Und du, tu etwas Gutes, tu es, täusch es nicht nur vor.


 




Service

Startseite
Druckvorschau

Presse-Feed EKD

© 1996-2024 Evangelische Kirche in Deutschland
Weitere News...  

 
Online 17